Plissee passé! New John Nissen Mannequins im Plisseerock. Ein Klassiker geht definitiv unter!

Man betont den Begriff auf dem Doppel-E am Ende des zweisilbigen Wortes: Plissee. Wegen dem Doppel-S etwas scharfzüngig, aber im gesamten Ausdruck mondän, fast im überheblichen Unterton, wurde dieser Begriff, genauer gesagt jener des Plisseerocks, von meiner Mutter in einem Tonfall ausgesprochen, so als wolle man sich explizit noch von der Bourgeoisie deutlich abheben. Meine Mutter sprach mehrere Sprachen perfekt, auch Französisch. Deshalb sah ich es ihr nach, wenn ab und zu dieses Wort fast flüsternd ihre Lippen verliessen, durch den Raum schwebend, den Zauber der Eleganz hauchend; Noblesse oblige – aristokratisch klang der damals wieder sehr modern gewordene Maxirock mit Falten. Mir gefiel er nie; in der ganz langen Version über die Knie sowieso nicht. Wenn überhaupt, dann in der sexy Kurzversion, wie sie Leonie Hanne 2024 in Paris als Influencerin trug.

Doch so kurz gab es ihn damals nicht. Mehrfarbige verspielte Plisseeröcke von Christian Dior (60er-Jahre) sah man kaum…..

https://www.etsy.com/ch/listing/1639907106/vintage-60s-christian-dior-rock-1960er

Irgendwann in den 80er Jahren verschwand er ganz und die emanzipierte Frau trug Jeans. Wenn es edel sein sollte einen Maxirock ohne Plissee. Irgendwann vor zwei, drei Jahren sah ich auf dem Flohmarkt einen Plisseerock, der sicher Vintage war; und ich dachte noch: „Vielleicht neu erfunden, könnte dies wieder ein Modetrend werden.“

Urplötzlich tauchte das Kleidungsstück in den Modezeitschriften wieder auf, ab 2023 und im Folgejahr. In der Überschrift der GALA war zu lesen: „Plisseeröcke. Das Revival des Modeklassikers!“

GALA Plisseeröcke Das-Revival des Modeklassikers

Und wie von mir erahnt, wurden sie neu gedacht, wie der Plisseelederrock, den Chiara Ferragni im Juni 2024 präsentierte, mehr als 100 Jahre nach den ersten Plisseerücken in den 1920er-Jahren.

Begeisterung auch bei der deutschen VOGUE 2024: „Plisseerock kombinieren….“

VOGUE 2024 Plisseerock kombinieren….

Im November 2024 kam dann der „Paukenschlag“! Die ELLE titelte: „Plissee adé!

ELLE November 2024: Plissee adé!

ELLE doppelt im Februar 2025 vor einigen Tagen nach: „Bye-Bye (Plisseeröcke)Diesen Rocktrend trägt 2025 niemand mehr“

ELLE Bye-Bye! Diesen Rocktrend trägt 2025 niemand mehr

Vielleicht ist er nun für immer verschwunden? Vielleicht hatte ja meine Mutter recht, wenn er – Noblesse oblige – durch den Raum schwebte, wie ein Geist….. Die Modewelt hat entschieden: er gehört ab sofort und vielleicht für immer in die „Flasche“ zurück! Aber aus meiner Sicht nicht bevor man sich diese Fotos von New John Nissen Mannequins angeschaut hat, die kürzlich auf Facebook gepostet wurden. Es handelt sich bei den beiden um Schaufensterpuppen aus der Serie „Beauties“, mit den Seriennummer PW 13 Leslie und PW 14 Grace:

New John Nissen Originalkatalogbild mit (oben rechts) der Figur Leslie (PW 13) und Grace (PW 14) aus der Serie „Beauties“

Traumwelten: Lynne Guerney in „Antarctica Parad-ice“. Adel Rootstein Mannequin aus der Serie „Point and Counterpoint“ mit der Nummer CP 07 schafft es ins Finale!

Ideen für meine Konzepte „Traumwelten“ habe ich viele, aber es ist eine wahre Herausforderung, innerhalb eines so begrenzten Raumes, auf dieser kleinen Fläche etwas zu gestalten, das mir am Ende wirklich gefällt. Ja anspruchsvoll bin ich auch noch; will immer das Beste von mir abverlangen. Natürlich ist mir bewusst, dass der „Flow“, in dem die Kreativität wie eine Quelle sprudelt, nicht mit dem Erzwingen des kaum Erreichbaren zum Ziel führt. Aber einfach in der Hängematte liegen und sich vorstellen, es würde sich dann schon so ergeben, wie man sich das ursprünglich vorgestellt hat, quasi von alleine: das geht nicht. Eine solche Traumwelt ist schliesslich auch etwas organisches. Es wächst, wie ein Pflänzchen, entwickelt sich – und am Anfang steht eine Idee, ein Konzept, das aber noch undeutlich ist, keine konkreten Konturen hat.

Natürlich wolle ich mit Lynne einmal ein Schaufenster machen. Sie ist so toll! Diese Dynamik in der Bewegung; tänzerisch. „Let’s Dance“ im Fernsehen. Ich schaue jede Staffel. Motsi, Jorge, Herr Llambi: Kult. Glitzerwelten pur, diese Bühnen phantastisch, die Kleider einfach umwerfend schön. Lynne Guerney von Adel Rootstein aus der Serie „Point and Counterpoint“ mit der Nummer CP 07 passt perfekt in diese Traumwelt hinein – und als ich mir überlegte, welche Schaufensterpuppe in meine „Antarctica Parad-ice“-Idee hineinpassen würde, gab es eine Vorauswahl von fünf, sechs Mannequins (aus rd. 400, die mir zur Verfügung stehen). Aber Lynne schaffte es ins Finale, selbst wenn sie eine von jenen Schaufensterpuppen ist, die ganz schwierig ist ohne fremde Hilfe zu bekleiden. Es gibt einen Trick, den muss man kennen. Sonst fällt sie um und erleidet Schaden.

Lynne Guerney von Adel Rootstein aus der Serie Point and Counterpoint mit der Seriennummer CP 07 ist eine äusserst seltene Schaufensterfigur, die durch ihre dynamische Haltung auffällt.

Sie besitzt keine Standplatte. Sie stützt sich mit der linken Hand auf dem Boden auf, mit gespreizten Fingern, was noch mehr Halt gibt, und die Stabilität mit dem rechten Knie, dem rechten Fuss und dem linken Fuss, des nach vorne hin ausgestreckten linken Beins, ergibt eine Drei-, bzw. Vierpunktberührung mit dem Boden. Dies reicht, um fest zu stehen. Es gibt, gab sie mit der offenen Hand und mit der „geschlossenen“, verbundenen Hand, wobei sie mit einer anderen, zweiten Figur in einer tänzerischen Bewegung verharrt.

Links Lynne Guerney CP 07 in tänzerischer Pose mit CP 06, rechts. Die Hände sind verbunden. (Original-Katalog, Adel Rootstein)
Aktueller Stand, anfangs Februar 2025; geplant sind noch einige Details als Ergänzung.
„Parad-ice“: zugefrorenes Polar-Eismeer mit steinigem Untergrund. Die blaue Farbe des LED-Lichtstrangs habe ich nachträglich den Farben auf dem Bild angepasst, welches ich mit KI (Künstliche Intelligenz) auf dem Computer anfertigte, bei Ifolor drucken liess und auf eine Spezialplatte aufzog. Es stellt eine glitzernde Unterwelt dar, mit einem Schloss aus Eis, Bergkristallen und einem teils zugefrorenen, unterirdischen See.
Natürlich hat auch der Pinguin seine eigene Eisscholle bekommen; das war ihm wichtig.
Bei der vorherigen Version ohne Bild, ohne Swarovski-Seerose aus Glas und mit anderen Positionen vom Pinguin und der Robbe, wirkt die Szenerie noch etwas provisorisch und leer. Das wird sich ändern
Youtube-Video, Szene 01, mit KI erstellt: Lynne steht auf und begleitet einen Pinguin zur Seite des Schaufensters.
Lynne zeiht sich Schlittschuhe an und springt aus dem Schaufenster auf ein Eisfeld in einem Eisstadion. Kurzvideo mit KI erstellt

Also zuerst war ich mir über die Wahl der Schaufensterpuppe im Klaren. Nach der engeren Auswahl schaffte es Lynne in das Finale und gewann.

Bereit für den Umzug. Lynne in meinem Atelier / Showroom, bereit für ihren Einsatz im Schaufenster
Lynne zusammengesetzt, angekleidet und in Position gebracht. Schuhe und Perücke fehlen noch.
Wie der schon kuckt: Herzensbrecher Nr. 01, der Pinguin
Herzensbrecher Nr. 02: die Robbe, hier auf meinem Beifahrersitz, kann ihren ersten Einsatz im Schaufenster kaum erwarten.
Noch sieht niemand hinein. Das Fenster im Fenster (Seitenblache von einem Festzelt) war doch eine gute Idee….
Passt: Plexiglasplatte beim Jumbo gekauft… Daraus entstehen die „Eisplatten“, die ich auf den Millimeter genau ausgemessen hatte und vom Schreiner zuschneiden liess
Mein Lasermessgerät von Bosch kommt zum Einsatz. Es geht um Millimeter… Schneematten von der Weihnachtsdekoration und Tannennadeln liegen noch herum….
Die Bodenplatte für das Eismeer mit dem Kiesbett (Design auf Klebefolie) entsteht. Auch hier ist Präzision gefragt und ich kann zum Glück auf meine Erfahrungen auf dem Bau zurückgreifen….
Testserie, um den perfekten Abstand zwischen der Plexiglasplatte, deren Struktur gefrorenes Eis nachahmt, und der Platte mit dem Kiesbett zu finden. Je näher, desto unnatürlicher wirkt die Tiefe des Sees und je weiter weg die Eisplatte vom Kies ist, desto weniger sieht man durch die entstehende Unschärfe, was sich am Boden befindet. Very tricky!!!
Natürlich wie immer, die Liebe zum Detail. In der nahen Papeterie kaufte ich ein Block mit trübem Transparentpapier, um (in eckige Teile zerrissen) die trüben, zugefrorenen Stellen auf der Oberfläche des Sees nachzuahmen. Die Masse passen perfekt; jetzt kommt die Beleuchtung.
Fensterseitig musste natürlich auch noch eine Plexiglasscheibe abgebracht werden, bevor dann die LED-Lichterschlange ausgelegt wurde und der Holzkubus links mit Folie bespannt wurde, die an einen Granitblock erinnern soll.
Die Bearbeitung verschieden dicker Styroporplatten, sodass die Bruchkanten, die auch noch mit dem Teppichmesser bearbeitet werden mussten, tatsächlich wie Abbruchkanten von echten Eisschollen aussahen, brauchte etwas Erfahrung im Umgang mit dem Material….
Jetzt fehlen nur noch die Schatten und grünlichen Stellen, die ich mit wasserlöslichem Lack anbrachte. Die Robbe musste sich etwas gedulden, bis die Eisplatten trocken waren.
Auf einer Samtunterlage positionierte ich die Swarovski-Seerose aus Kristallglas, die ich mit einem Spot zur Geltung brachte.
Die weisse Trauerweide mit Lichterketten vom Landi im Ausverkauf bringt mit viel Licht und Glitzer einen zusätzlichen Glanz in die gesamte Atmosphäre. Blick von der Rückseite des Schaufensters während der Installation….
So gesehen fehlte nur noch ihr Zuhause, der Palast der Eisprinzessin, den ich mittels KI gezeichnet hatte und ausdrucken liess. Er ist wirklich mega-toll geworden!

Dianne Brill, Teil 01 „Shape of the 90s“ – Auswahl der Perücke für eine meiner Brill-Schaufensterfiguren von Adel Rootstein

So erlebte ich es als Jugendlicher, der gerade im Begriff war Berufsfotograf zu werden und aus einer Künstlerfamilie stamme: es war eine Aufbruchstimmung in Kunst und Kultur und mit der Erfindung der Pop-Art setzte Andy Warhol in den USA ein Zeichen, stellvertretend für alle Visionäre und Avantgardisten. In dieser Zeit war New York einer der Zentren; und so ist diese ewig pulsierende Megacity mit Andy Warhol verbunden. Als er damals die Pop- und Stilikone Dianne Brill kennenlernte, nannte er sie „Shape of the 90s“, bezogen auf ihre unübersehbaren, sehr femininen Kurven – die als eine Art Gegenentwurf für Twiggy ins Licht der grellen Scheinwerfer geführt wurde. Strickjacken waren wieder out, die Hippieszene verblasste. Schrill, grell und aufsehenerregend war angesagt. Nie enden wollende, nächtliche Partys…. Supermax‘ „Love Machine“ im Morgengrauen, nach durchgetanzten Disconächten am Ende der Feier, gab das Zeichen dafür, dass man das Lokal verlassen sollte. Ich erinnere mich gut!

Dann kamen die 90er-Jahre; Thierry Mugler, die Haute-Couture Kollektion „Les Insects“. Seine bereits seit vielen Jahren für ihn arbeitende Muse Dianne Brill, mit ihrer Sanduhrfigur, wie geschaffen.

Bereits ende der 80er-Jahre stand Dianne Brill dem Bildhauer John Taylor Model, der einen überwiegenden Teil der Skulpturen jener Zeit für einen der marktführenden Hersteller arbeitete: Adel Rootstein. Die Serie DB 01 – DB 03 (eine eigene Serie mit drei Posen von Dianne Brill) wurde 1990 an der Messe in Düsseldorf vorgestellt.

Screenshot aus dem Youtube-Video „Dianne Brill on One Hour with Jonathan Ross“. Dianne Brill sitzt in dieser TV-Sendung vom 03. September 1990 in der Talk-Show neben einer ihrer Schaufensterpuppen
Heute am 03.02.25 fand ich beim Recherchieren zum Thema dieses absolut umwerfend lustige Video auf Youtube, mit einer schlagfertigen Dianne Brill aus dem Jahr 1990, wobei sie in dieser Talkshow von ihrer Schaufensterpuppe, von ihrem Eebenbild (einer Adel Rootstein-Figur) begleitet wird! Must see!!!
Dianne Brill mit üppiger Oberweite verteilt im Studio kleine Brill-Figuren aus Schokolade, wobei die Zahlen 9 und 0 (für 1990) den beiden Brüsten vorstehen. Sehr lustig!
Dianne Brill (rechts) mit Stardesigner Thierry Mugler (links) ca. 1997 bei einer Modenschau. Quelle Instagram Dianne Brill: https://www.instagram.com/p/CZKhp2QpMR-/?img_index=1
Dieses wunderbare Bild von Dianne Brill fand ich auch auf ihrer Instagram-Seite, das offenbar im Zusammenhang mit einem Zeitungsartikel mit dem Titel „No one said Stop!“ in London publiziert wurde: Quelle: https://www.instagram.com/p/CVS_h_-NqKm/

„Keiner hat Stop gesagt!“ („No one said Stop!“) Diese beeindruckende Frau hat sich immer wieder neu erfunden und ihren Look geändert… vor zehn Jahren:

Dianne Brill erfindet sich immer wieder neu. Quelle Instagram Dianne Brill: https://www.instagram.com/p/BK54zuighdD/
Dianne Brill live (ganz rechts) präsentiert an der Messe 1990 die neue Kollektion von Adel Rootstein DB 01 – DB 03. Drei Posen in einer eigens ihr gewidmeten Serie „Dianne Brill“. Quelle Instagram Dianne Brill: https://www.instagram.com/p/yCrhhySN8q/?utm_source=ig_embed

Nun war mir lange nicht ganz klar, bei dieser enormen Wandlungsfähigkeit von Dianne Brill, für welche Frisur im mich entscheiden würde. Dutzende Fotos, wenn nicht über hundert Bilder, suchte ich mir im Internet zusammen, verglich und beurteilte, fand alles toll…; aber erst als ich auf Youtube ein Schwarzweiss-Video von einem ihrer Auftritte bei Thierry Mugler gesehen hatte, welches noch in einer sehr schlechten Aufnahmequalität war, machte es „klick“ und mir war sofort klar: diese Frisur MUSSTE ich haben! Ich besprach also alles mit meiner Kollegin, die ein Coiffeurgeschäft führt. (Später noch ein Farbfoto gefunden: Quelle Instagram Dianne Brill https://www.instagram.com/p/BQyBShLjMQ3/

Danke Angie!!! Eine Kollegin mit einem Coiffeurgeschäft hat für mich diese sensationelle Perücke angefertigt, speziell für eine meiner Dianne-Brill-Schaufensterfiguren. Ich stellte mir ein ganz nahe am Original liegendes Hairstyling vor, welches sie anlässlich einer Modenschau für Thierry Mugler trug
Erste Bilder der neuen Perücke an einem meiner Dianne Brill-Torsen…..

Weitere werden folgen… Ich bin gespannt..!