Violetta Sanchez, die legendäre Muse von Helmut Newton und YSL

Jeder Begriff kann auf verschiedene Weise ausgesprochen werden, wogegen der Tonfall und die dabei erzeugte Mimik im Gesicht ihm Nachdruck verleiht, vor allem Exklusivität vermittelt, wenn es um hochwertige Produkte, oder aussergewöhnliche Persönlichkeiten geht. Gerade in der französischen Sprache wird mit gewissen Betonungen auf Umstände hingewiesen, die lediglich einer bestimmten elitären Gesellschaftsschicht zugestanden werden, sozusagen der Bourgeoisie. Schon dieses Wort wird mit einem spitzen Mund und halb geschlossenen Augen, theatralisch und etwas arrogant wirkend ausgesprochen und man hebt das Kinn dabei etwas in die Höhe, während einer gekünstelten Streckung vom Hals. Adel verpflichtet. Man sagt ja in gehobenen, vornehmen Kreisen nicht: „ich habe beinahe die Fassung verloren“, sondern „ich habe beinahe die contenence verloren…… mais oui!“ Ein Couturier ist dann im Olymp der Modeschöpfer angekommen, wenn nur noch seine Initialen geschrieben werden müssen, um unzweifelhaft ihn als einer dieser Modezaren zu identifizieren, die Geschichte geschrieben haben. YSL, Yves Saint-Laurent war eine solche Koryphäe und meine Mutter hörte ich diesen Namen oft aussprechen, beinahe flüsternd, mit ehrfurchtgebietender Stimme, als sei er ein Heiliger. Man bestellt ja im Restaurant auch nicht lauthals einen Château Lafite-Rothschild 1990, so als wäre es ein Bier. Diese Flasche kostet im Internet mal knapp CHF 10’000.-. Diese Namen flüstert man. So verneigten wir Fotografen ende der 70er- und anfangs der 80er-Jahre uns vor Helmut Newton, einem Avantgardisten in der Mode- und Aktfotografie. Wir waren beindruckt von seinem künstlerischen Schaffen und von seiner Sichtweise der Frau, die ganz im Kontrast zum verblassenden Clichée der 50er- und beginnenden 60er-Jahre war. Wie Salvador Dali und andere Maler und bildende Künstler, liessen sich auch einige berühmte Fotografen von ihren Musen inspirieren. Dazu gehörte Helmut Newton mit seiner Muse Violetta Sanchez. 2008 wurde ein Fotoband von ihm bei Christie’s für US$ 43’000.- an einer Auktion aus einer Privatsammlung versteigert. Inhalt: Aktaufnahmen seiner Muse Violetta Sanchez, zwischen 1979 und 1997.

Christies sale 2113, Helmut Newton, Violetta Sanchez (exklusiver Fotoband)

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bellazon.com _ Aktfoto von Violetta Sanchez (Bild Helmut Newton)

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Violetta Sanchez (links) in der selben Pose, wie die nach ihrem Vorbild als Model gemachten Schaufensterfigur von Adel Rootstein, BB12. Foto: Helmut Newton

bellazon.com _ Violetta Sanchez mit Schaufensterfigur. Bild Helmut Newton

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The two Violettas in bed. Helmut Newton, Paris 1991

Die Bildkompositionen in Schwarz & Weiss von Helmut Newton zeigen Violetta Sanchez in einer Pose, wie bei einer durch Adel Rootstein von ihr gemachten Schaufensterfigur, oder „face to face“ im Bett liegend, mit demselben Mannequin-Double aus Kunststoff.

In beeindruckenden Fotos wird Newton’s Muse zu seinem Modell, ob nackt, oder angezogen. Violetta Sanchez tritt auch für YSL, sowie für Thierry Mugler und für viele andere vor die Kamera und wird so weltberühmt.

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1991. Violetta Sanchez trägt Haute Couture von Yves Saint Laurent. Fotos: Helmut Newton

bellazon.com _ Violetta Sanchez, YSL (Fotos Helmut Newton)

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bellazon, Violetta Sanchez vor dem Spiegel im Spielfilm „Tränen in Florenz“.

„Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?“ wird sie vielleicht gedacht haben…. Wer weiss. Schon manche Frauen liessen sich eine solche Nase operieren, die dem Gesicht ein gewisses markantes Profil gibt, wie bei Violetta Sanchez. Diese macht sie unverwechselbar und sie wurde zu ihrem Markenzeichen, neben dem enormen Charisma, welches ihre gesamte Erscheinung umweht.

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Violetta Sanchez, Yves Saint Laurent. Foto Helmut Newton, 1982

facebook, Violetta Sanchez für YSL, Foto Helmut Newton

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Foto Helmut Newton

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facebook, Violetta Sanchez, Mannequin

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Violetta Sanchez aus der Serie Barbelles von Adel Rootstein wurde von David (dashndazzle) komplett überarbeitet und restauriert. Man nennt dies ein sog. „Makeover“. Sehr schön gemacht und sehr stimmig mit dem Stil einer Flamencotänzerin.

flickr, Violetta Sanchez, Dashndazzle

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Violetta Sanchez gibt es in zwei Posen: als Barbelles BB12 (bzw. BB32), oder als Barbelles BB06, bei der sie sich auf einer quer liegenden Stange in extravaganter Haltung aufstützt.

 

Rootstein Barbelles, BB06 Violetta Sanchez 01.JPG

 

 

 

 

 

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Yasmin Le Bon – Liegendes Mannequin aus der Serie „Frieze“ von Adel Rootstein, Nr. RF 05

Yasmin Le Bon ist eines der berühmtesten Models der Welt. Ihre steile Karriere begann Mitte der 80-Jahre und dauert immer noch an. Weite Angaben über diese wunderschöne Frau sind in einem eigenen Artikel in diesem Blog zu finden:

YLB – Yasmin Le Bon ein britisches Supermodel der 80er jahre ist auch als Mannequin bei Adel Rootstein erhältlich

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Für ihre eigene Schmuckkollektion, cie sie im Jahr 2000 auf den Markt brachte, legte sich das Supermodell selber vor die Kamera. Dieses Bild fidne ich traumhaft schön!
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Der Bildhauer von Adel Rootstein modelliert den Kopf der jungen Yasmin Le Bon.

Viele der Mannequins von Adel Rootstein sind das Ebenbild lebender Personen, verewigt und in einem „Moment“ eingefangen. Im Bild oben sitzt Yasmin Le Bon einem Bildhauer von Adel Rootstein Modell, mit einem leicht angestrengt scheinenden Gesichtsausdruck. Sie darf sich nicht bewegen und muss bei jeder Sitzung die selbe Haltung, sowie die selbe Mimik einnehmen. Hier ist der Mund leicht geöffnet, wie beim liegenden Mannequin.

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Yasmin Le Bon von Adel Rootstein, ist als über die linke Schulter blickendes, auf der rechten Seite liegendes Mannequin gestaltet. Sie trägt die Nummer RF 05 und gehört der Serie „Frieze“ an.

Adel Rootstein – Frieze – RF 05

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Anlässlich einer Rootstein-Präsentation, wurde eine Szene an einem Swimmingpool nachgestellt, in der Yasmin Le Bon als Mannequin auch ihren Platz bekam; mit dem weissen Badetuch um die Schulter am Bassinrand räkelnd.
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2007 fand in New York eine Ausstellung über die 50-jährige Firmengeschichte von Adel Rootstein stat, wobei einige Mannequins, u.a. RF 05, ausgestellt wurden. Man sieht links auf dem Sockel den fertig modellierten Kopf von Yasmin Le Bon, die dafür Modell gestanden hatte.

Vor allem die Schwarzweiss-Aufnahme (weiter oben) ist mir schon länger bekannt und wusste, dass es sich um Yasmin Le Bon handelt, wonach mir immer in meinen Gedanken umhergeisterte, ich würde auch gerne eine Schaufensterfigur von ihr besitzen. „Geduld bringt Rosen“, sagt man. Das war hier eindeutig der Fall. Seit ein paar Tagen besitze ich ein Yasmin Le Bon-Mannequin von Adel Rootstein: die Liegende (RF 05) aus der Serie „Frieze“.

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Provokativ in Lack und Leder: Yasmin Le Bon stand nicht nur für Haute Couture vor der Kamera.

Einerseits liess ich mich beim Styling der Schaufensterpuppe von Yasmin Le Bon ein wenig von ihrer stolzen, fast etwas spielerisch-dominanten Art inspirieren, wobei mir einerseits ein Gedanke an „Fifty shades of Grey“ in den Sinn kam, andererseits hingegen wollte ich einen Akzent in Bezug auf ihre iranischen Wurzeln setzen, von wo auch dieses verhaltene Temperament herrührt und auf das innere, lodernde Feuer hinweisen soll. Ich lasse hier nun mal meine erste Bilderserie sprechen:

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Mannequins / Schaufensterpuppen als Spiegel der Schönheitsideale im Wandel der Zeit

Haute Couture als zentrales Thema im Elternhaus

Die Hochglanz-Modezeitschriften und Magazine von Vogue und Harper’s Bazaar lagen in meinem Elternhaus teils stapelweise herum, wobei ich mir die innere Ordnung nie erschliessen konnte, denn chronologisch schienen sie kaum zu sein. Mir ist es bis heute also nicht vergönnt, auch rückblickend, ein System der Priorisierungen erkannt haben zu dürfen – das soll auch so sein, denn Schönheit, Ästhetik, Mode sind ganz persönliche Empfindungen, die von Formen und Farben, von Licht und Schatten beeinflusst sind. Es gab zwar Versuche aus Milliarden von menschlichen Individuen ein Schönheitsideal aus der breiten Masse hervorheben zu lassen und dies je nach Epoche immer wieder neu. In den 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts wollten gewiefte Werbepsychologen dahinter kommen, nach welchen Kriterien unser Unterbewusstsein ein Schönheitsideal bewertet. Das Ergebnis war recht simpel: je symmetrischer ein Gesicht ist, desto schöner erscheint es dem Betrachter. Eine solche Erklärung kann aber nicht die breite Empfindungspalette abdecken, die Menschen in ästhetischer Hinsicht besitzen. Dennoch ist es rätselhaft, wie sehr Mode und Schönheitsempfinden dem jeweiligen Zeitgeist unterworfen sind und es eine erstaunliche suggestive Kraft gibt, die Trends zu fokussieren vermag. Jedenfalls kann ich mich schwach erinnern, das Wort Haute Couture so oft als Kind im Elternhaus gehört zu haben, dass es zu meinem Grundwortschatz im Vorschulalter gehörte.

Meine Tante war eine begnadete professionelle Schneiderin, sowie meine Grossmutter mütterlicherseits. Neben ihrer täglichen Arbeit, fertigten sie auch Kleider für meine Mutter an, die mit etwas über 1.80 Meter Grösse damals gültige Modellmasse besass. Ansatzweise lässt sich vermuten, dass nach der Reihenfolge der in Auftrag gegebenen Kleider auch die Hefte bereit lagen, die ich oft durchblätterte, sogar öfters als ein Spielwarenkatalog. Manche waren so dick wie die in ländlichen Gegenden damals gebräuchlichen Telefonbücher. Die Fotos in den Katalogen wurden in den berühmten Mode-Metropolen Paris, London, Mailand und New York gemacht – Grossstädte in denen Trends gesetzt wurden.

Ausbildung zum Werbe- und Modefotografen

Am Anfang begeisterte mich schon eher die Landschaftsfotografie, als ich das erste Mal mit 12 Jahren eine Nikon F Spiegelreflexkamera in die Hand nahm und im Alter von 15 die Dunkelkammertechnik erlernte. Ein Jahr später war mir klar, dass ich eine Lehre als Fotograf beginnen wollte und so arbeitete ich nach der Schule u.a. für Achille Weider, der in Zürich ein sehr bekannter Modefotograf war. Wenn während dem Fototermin die schlanken, sich wie Gazellen bewegenden, schönen Geschöpfe über das Parkett stakten, gab es am Anfang schon das eine oder andere Mal, dass mir beinahe die Augen aus dem Kopf fielen. Doch ich gewöhnte mich an die ein- und ausgehenden Supermodells und mit der Zeit war es nicht mehr so ausserordentlich aufregend. Aber es waren schon Wesen die mich zuweilen verzaubern konnten; betörend, in einer magischen Atmosphäre. Die Disco-Glitzerwelt von Ende der 70er- und Anfang der 80er-Jahre war ohnehin magisch.

Ein wenig Nostalgie…. „the Golden Ages“…

Wenn ich also heute, 40 Jahre später, Schaufensterfiguren ansehe, schwingen schon nostalgische Gefühle an diese sehr spannende Zeit des Aufbruchs mit, als sich in der Werbung neue Horizonte eröffneten und die Schaufenster sich in Erlebniswelten verwandelten und der Begriff „visuelles Merchandising“ sich verbreitete. Ansprechend sollten sie sein, sympathisch, die Schaufensterpuppen, die potentielle Kundschaft in ihren Bann ziehen sollten. Die heutigen Sammler von Vintage-Mannequins sprechen von den „Golden Ages“, von den goldenen Jahren, als die in Europa führenden Hersteller, wie Adel Rootstein, Hindsgaul und New John Nissen die wunderschönen, naturalistischen Schaufensterfiguren auf den Markt brachten. Heute sind die „Eierköpfe“ nur noch von den Körpermassen dem Menschen ähnlich. Man glaubt, der Betrachter sei durch die Stilisierung der Figur mehr auf das Kleid konzentriert, was verkaufsfördernd wirke. Man vergass dabei, dass der Mensch das „Gesamtpaket“ unterbewusst beurteilt und ein ästhetisches Empfinden besitzt, in dem das Gefühl für Schönheit entwickelt wird. Und so sind die stilisierten Mannequins von heute vielen zu abstrakt und ich bin nicht alleine, wenn Menschen sich nach den „Golden Ages“ zurücksehnen.

Mannequins: Träume in Kunstharz / visuelles Marketing und Gebrauchskunst

Dutzende Sammlerinnen und Sammler weltweit kümmern sich um die Erhaltung von Mannequins, der speziellen Form von Werbeplastik. An dieser Schaufensterkunst aus mehreren Jahrzehnten, lässt sich die Entwicklung in Gesellschaft und Mode ablesen und sie ist ein Spiegel der Zeit, in der sich das Schönheitsideal immer wieder veränderte. Als ich die erste Schaufensterpuppe ca. 1994 in einem Brockenhaus kaufte, fungierte sie als Objekt für die Voreinstellung des Studiolichtes, um mit dem lebendigen Modell später keine unnötige Zeit dafür zu verschwenden. Noch konnte ich nicht ahnen, dass mich rd. 14 Jahre später die Leidenschaft erfassen würde, in der ich nun begeistert Mannequins sammle. Inzwischen sind es über 140 Figuren, welche ich mir vom Sommer 2008 in den letzten zehn Jahren erwarb.

Dieses Blog hat zum Ziel, dem interessierten Leser eines der am wenigsten erforschten Gebiete im Bereich visuelles Marketing und Gebrauchskunst näher zu bringen. Es ist äusserst spannend, wenn z.B. ein „Dachbodenfund“ im Internet angeboten wird. Über Mannequins gibt es keine Fachliteratur, kein Bestimmungsbuch, wie bei Pflanzen und Schmetterlingen. Von den ahnungslosen Verkäufern werden öfters keine Angaben über den Hersteller, sowie die Seriennummer usw. gemacht und oft sind Aufnahmen mit dem Handy in schlechter Qualität gemacht worden, wonach es einiges an Fachwissen braucht und Erfahrung, um zweifelsfrei vor dem Erwerb die Figur einordnen zu können. Diese Phase erzeugt ein wenig Goldgräberstimmung, wobei mir diese Herausforderung enorm Spass macht. So werden Artefakte einer Kunstform gerettet, die sonst in Vergessenheit geraten würden. In der zweiten Phase werden die Schaufensterfiguren von mir gestylt und wenn nötig restauriert. Durch eine fachkundige Bestimmung bekommen sie nicht nur ihre eigentliche Identität zurück, sondern sie erhalten nicht selten ein sog. „Make-over“, ein Face- und Bodylifting, das ihnen zu einem zweiten Leben verhilft.

Mein Blog „Faszination Mannequins“ stellt hier nicht nur einige meiner sehr schönen Exponate vor, sondern hier werden auch einige Informationen über dieses Thema der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt, die u.a. auch in meinem Fachbuch erwähnt sind. Ich hoffe Sie also auch zum Staunen zu bringen; viel Spass!