Das Mannequin mit der Nummer 3001 von e.t. Cranston / Almax, aus der Serie „The romantics“; Kopf Nr. 302 (mit dem mythischen Namen „Gabriella“)

Viel gelobt, mit „Ohh“ und „Ahh“ bewundert: die „Gabriella“ von Almax, die eigentlich nicht so heisst. Man hört aus Sammlerkreisen, jemand habe ihrer Schaufensterfigur mit dem speziell sinnlichen Gesichtsausdruck und dem wollüstigen Mund den in den Ohren wohlklingenden und in Italien nicht seltenen Namen „Gabriella“ gegeben; vor Jahren, bar jeglichen Wissens in Bezug auf die tatsächliche Serienbezeichnung und -nummer vom italienischen Hersteller Almax. So hat sich dieser Begriff mit der Zeit selbständig gemacht und heute haben alle, die sich mit Almax-Mannequins befassen, dieses Gesicht vor Augen, welches auch schon überzeugte Rootstein- und Hindsgaulsammlerinnen und -Sammler zum Staunen brachte und sie raunend einräumten, es gebe tatsächlich von Almax (Zitat) „vereinzelt ein paar ganz schöne“ Figuren.

Ich finde die „Gabriella“ wirklich toll und als ich sie vor rd. 10 Jahren im Schaufenster einer Boutique sah, kaufte ich sie der Besitzerin gleich ab. Der „Gabriella“-Mythos wird weiterhin bestehen, auch wenn ich hier nun ein paar nüchterne Fakten präsentiere. In meinem Blog geht es u.a. um die Identifizierung von alten Schaufensterfiguren, wodurch die originalen, ursprünglichen Bezeichnungen uns wieder durch diese Dokumentationen zugänglich werden. Mit der Nummer „3001“ ist „Gabriella“ eine der Figuren aus der Serie „The romantics“, mit der Kopf-Nr. 302.

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Titelseite des Katalogs von der Serie „The romantics“ von e.t. cranston / Almax

e.t. cranston / Almax, Serie „The romantics“

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In der oberen Abbildung ganz rechts steht die Figur mit der Seriennummer 3001, hat hier im Katalog aber die Kopfnummer 301, mit den beinahe geschlossenen Augen.  Sie hat in meinen Augen eine äusserst attraktive, stolze Körperhaltung, ideal zum Tragen von Abendkleidern. Meine „3001“ hat einen 302-Kopf („Gabriella“) und sieht umwerfend aus!

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Die Seriennummer ist original in schwarzen Zahlen vierstellig gestempelt (3001) und mit dem Label „Ai“ (Almax international) zusätzlich auf der Innenseite des Oberarms bei der Schultergelenkkupplung neben dem Bolzen gestanzt
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Das Gegenstück: die kleine Metallplatte mit Nut für das Einführen und Arretieren des Schultergelenkbolzens am Arm

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Im Bild oben sieht man ein abgeklebtes Teilstück am Ende des rechten Arms von jener Figur mit der Nummer 3001. Die dazugehörige Hand liegt am Boden auf der Metallplatte und ist bereit zur Reparatur. Diese ist nicht ganz einfach durchzuführen, denn beim Handgelenk ist das Gegenstück zum Gewindebolzen innenseitig des Armstumpfs in ein „Futteral“ aus PVC aus den 80er-Jahren eingebettet, dem vermutlich nicht nach heutigem Standard ein dauerhafter Härter beigemischt wurde. Fazit: je nach Luftfeuchtigkeit trocknet diese Ummantelung aus, wird spröde und bröckelt allmählich aus dem Arm und das gesamte Metallgegenstück zum Gewindebolzen bricht aus. Dies ist nicht die einzige Schwachstelle dieser Serien, die während einer bestimmten Periode produziert wurden. Der Metallsteckbolzen für die Bajonettverbindung zwischen dem Torso und den Beinen ist extrem rostanfällig. Ich habe viele Figuren gesehen, die durch die Feuchtigkeit in der Luft an den Metallteilen komplett verrostet waren und Justierungseinstellungen an der dafür vorgesehenen Schraube nicht mehr durchführbar sind.

Ich habe ende letzten Jahres schon einmal einen bebilderten Artikel über die „Gabriella“ von Almax geschrieben und möchte hier noch einige Bilder anhängen, die man im Internet findet:

Erster Artikel über die Gabriella von Almax

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flickr, capriocornus61, Almax Mannequin

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flickr, capricornus61, Almax Mannequin

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flickr, capricornus61, Almax Mannequin

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flickr, capricornus61, Almax Mannequin

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Mit dem „Gabriella“-Kopf 302 gibt es auch ausserhalb der „The romantics“-Serie einige Figuren, wie die folgende Aufnahme aus einem eBay-Inserat letztes Jahr zeigt. Sie wurde verkauft. Sie ist extrem selten. Ich habe es nicht verfolgt, aber ich denke sie hatte für rd. EUR 320.- einen neuen Besitzer gefunden (Der Link ist im Internet leider nicht mehr verfügbar).

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Kürzlich wurde eine weitere Almax „Gabriella“ für EUR 260.- verkauft (Inseratbild unten):

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oldthing.de, Almax „Gabriella“

Almax und das Baukastenprinzip bei der Mannequin-Serie „Phase II“ – Die Idee der Kombination von Körperteilen, am Beispiel von Nr. 238 (Torso), 224 (Arme) und Beine (229)

Mannequins von Adel Rootstein, Hindsgaul und New John Nissen sind bei Sammler generell begehrter, als solche von Almax, von Jung-Figuren und Moch. Das hat diverse Gründe. Ich werde diese bei Gelegenheit in einem separaten Beitrag etwas näher ausleuchten. So sind von den drei erstgenannten Herstellern Kataloge zugänglicher (z.B. im Internet), als von den Letztgenannten. Eine Almax zu identifizieren kann zu einer echten Knacknuss werden, da man ausser einem Label und einer Nummer sehr oft keine anderen Informationen zur Verfügung hat. Mit der Zeit lernt man die Merkmale zu erkennen, die auf eine bestimmte Epoche bezogen augenfällig sind, z.B. das Make-Up, die Gesichtsform, oder andere, auch technische Attribute, wie runde Schulterkupplungen usw.. Dieses schöne Mannequin (Bild unten) weckte sofort meine Neugierde, als ich es in einem Inserat im Internet entdeckte; eine Pose, wie ein Engel ohne Flügel, dachte ich. Noch am selben Tag erwarb ich diese Schaufensterfigur und ging anhand der Merkmale von der Annahme aus, es handle sich um eine Almax-Figur aus der Serie „Phase II“, von denen ich schon einige besass und deshalb bereits ziemlich gut kannte (und bis zu diesem Zeitpunkt gewisse Eigenheiten studierte).

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Anhand verschiedener Attribute, die typisch für Almax-Figuren aus einer bestimmten Epoche sind, ging ich beim Kauf (hier steht die Schöne noch beim Verkäufer) von einer Figur aus der Serie „Phase II“ aus, was richtig war. Dennoch musste ich genau recherchieren, da sie aus verschiedenen Figuren im Baukastenprinzip ursprünglich zusammengestellt wurde….

Das gesamte Gesicht, die Stirn, die hohen Wangen, die Augen, das Kinn und der Mund, aber auch die Form der Knie, sowie der Brüste, die Art der Schulterkupplung und die Proportionen im Taillen- / Beckenbereich deuteten unzweifelhaft auf eine e.t. cranston / Almax Schaufensterfigur hin. Im Inserat stand nichts anderes als „Schaufensterpuppe“; das war nicht viel. Trotz meines Verdachts, der sich nach dem Kauf dann bestätigte, es handle sich um eine Almax aus der Serie „Phase II“, war ich trotzdem mit Recherchen beschäftigt, als ich diese Pose im Katalog von der Serie „Phase II“ nicht 1:1 fand.

Bereits von den anderen Figuren aus dieser Serie, die meine Sammlung bevölkerten, kannte ich dieses eigentümliche Baukastenprinzip der Mannequins aus den 80er-Jahren. Bereits Hindsgaul und Moch hatten ein System entwickelt, bei dem die Körperteile, wie Torso, Beine und Arme im Kupplungsbereich, wo sie miteinander verbunden werden so konstruiert sind, dass sie quasi wie Lego-Elemente austauschbar sind. Almax zog nach und kopierte dieses System, in der Hoffnung mit den Marktführern mitziehen zu können und konkurrenzfähig zu bleiben. „Phase II“ war damals eine der erfolgreichsten Serien von Almax international.

Von der Almax-Serie „Phase II“ gibt es insgesamt 28 verschiedene Modelle, wobei davon 7 in sitzenden und 21 in stehenden Positionen im Katalog abgebildet sind (s. Bilder):

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Beim näheren Hinsehen erkennt man, dass einige Bein- und Armstellungen, sowie die Körperhaltungen bei den Torsos identisch sind. Wir finden sowohl bei der Figur mit der Seriennummer 223, als auch bei denjenigen mit den Nummern 227 und 246, identisch geformte Beine und die angewinkelten, in die Taille hineingestützten Arme, mit den dort anliegenden Handflächen mit eingeknickten Handgelenken, sind bei den Modellen 222, 227, 228 und 238 beidseitig zu sehen, sowie beim linken Arm der Posen 220 und 237 und beim rechten Arm schliesslich bei der Seriennummer 252. Dank diesem neuartigen System, konnte man kostengünstig identische Bauteile herstellen, die untereinander für die grösstmögliche Kompatibilität sorgte. Bei den Bajonettverbindungen im Hüftbereich sind die Begrenzungslinien der Abschlussdeckplatten so geformt, dass sie passgenau sind und die meisten stehenden Figuren besitzen kreisrunde Schulterkupplungen, wonach so eine sehr hohe Zahl von Kombinationsmöglichkeiten entsteht, die natürlich nicht alle im Katalog aufgeführt sind. Almax bot überdies noch 8 verschiedene Köpfe an, die man als Kunde nach den individuellen Bedürfnissen bestellen konnte. So war es möglich mit nur einer Serie ganze Ladenausstattungen und Schaufenstermeilen trotzdem vielfältig zu gestalten.

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Die Kopfnummern E 20, E 21, E 30 und E 37 sind am Kopf eingestanzt und helfen bei der Identifizierung, wenn sie nicht standartmässig zu den Posen wie im Katalog, sondern auf Wunsch bestellt wurden.
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Manche Gesichtsausdrucke sind doch schwer auseinanderzuhalten. Bei der Identifizierung einer Almax Schaufensterpuppe aus der Serie „Phase II“ helfen die am Kopf eingestanzten, zweistelligen E-Nummern. Hier: E22, E33, E 34 und E 36.

Leider steht der Link zum Katalog nicht mehr zur Verfügung.

Meine unten abgebildete Figur ist eine Kombination aus den Beinen von Nr. 229 (Nr. 241 wären ebenfalls identisch), den Armen von Nr. 224 (von Nr. 248 wären auch möglich) und dem Torso mit der Nr. 238 / E 37 (Kopfnummer). Ich finde diese Kombination sehr schön, vor allem, weil sie in der sinnlichen Pose zum sanften Blick von E 37 gut passt.

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Bei Gelegenheit gibt es hier weitere Bilder und Infos. Zu den typischen Merkmalen bei Almax-Figuren aus den Serien „Americana“ und „Phase II“ kann man hier, beim Link, interessante Details nachlesen.

Blogbeitrag „Von den Schwierigkeiten ein Mannequin zu bestimmen“ (Thema Almax)