Woher nehmen die Designer ihre Ideen für die Posen? Der Figur von New John Nissen, „Act 01“ L09 auf der Spur.

Der berühmte Fotograf Peter Basch hatte anfangs der 70er-Jahre sein Studio in New York bereits geschlossen, lange bevor John Nissen seine neue Firma „New John Nissen“ wieder in die Gewinnzone bringen wollte. Dessen Konzept bestand darin möglichst ausdrucksstarke Mannequins zu produzieren, welche an Detailtreue keine Wünsche mehr offen lassen sollten. Standen in den 70er-Jahren die Hindsgaul-Figuren (und auch solche von anderen Herstellern) süss und bieder, mit Röckchen und Blusen, in den Schaufenstern, mit den typischen Posen in einer noch von Männern dominierten Welt, sollte sich in dieser Epoche das gesteigerte Selbstbewusstsein der Frau auch in den Auslagen der Geschäfte widerspiegeln. Natürlich auch mit dem Ziel, die zunehmende Anzahl derjenigen Frauen, welche nun selber über die privaten Ausgaben entscheiden konnten und eine sich vermehrende Gemeinde zahlungskräftiger Kundinnen darstellte, mit Schaufensterpuppen nicht mehr freundlich zuzulächeln, sondern ganz direkt in ihnen Emotionen zu wecken. Einen Paradigmenwechsel kündigte sich bereits mit den in den 60er-Jahren produzierten, neuen Figuren von Adel Roostein an. Sie nahmen vielfach sogar äusserst exaltierte Posen ein, um Aufmerksamkeit zu erzielen, wirkten sinnlich, bis sogar pittoresk.

Bereits 20 Jahre vorher, in den goldenen 50er-Jahren, feierte Peter Basch den wohlgeformten Frauenkörper als Gesamtkunstwerk, liess aber seine Modelle auch immer öfters dieses Gefühl innerer Befreiung zeigen, in stolzen Posen, oder in emotionalen Haltungen.

Foto Peter Basch, 50er-Jahre. Eine Frau zeigt ungehemmt Emotionen.

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https://www.vintag.es/2017/07/39-glamorous-photos-of-iconic-beauties.html

Einige seiner Bilder sind zu Ikonen der Fotografie geworden, hängen in Museen und inspirieren Generationen von Künstlern bis in die heutige Zeit. Ich greife nun eines seiner Bilder heraus, welches ich absichtlich gespiegelt habe, um die augenfällige Übereinstimmung noch deutlicher hervortreten zu lassen:

Foto Peter Basch, unbekannter Akt in den 50er-Jahren (spiegelverkehrt)

Diese schöne Frau im Halbakt, ein Foto von Peter Basch aus den 50er-Jahren, zeigt eine statuenhafte Pose, die ein wenig an eine griechische Göttin erinnert. Der Blick ist stolz, weit, sinnlich, in Gedanken versunken. Sie scheint gerade ihr dichtes Haar nach hinten in den Nackenbereich zusammenfügen zu wollen. Die rechte Hand am Haaransatz und die linke Hand bereits im Haar, hinter dem aus vermeintlich Marmor bestehenden Hals und Oberkörper, kämmend. Die lange Robe aus Satin mit der speziellen Lichtführung weckt Erinnerungen an Maler früherer Epochen. Der Hintergrund ist zerrissen, gesprengt von einer Rose. Ein Bild mit Symbolcharakter, gerade für diese Zeit nachdem zweiten Weltkrieg.

Ist dies eine für Frauen typische Haltung? Oder ist sie eher aussergewöhnlich, was ihren Eindruck auf den Betrachter noch verstärkt?

Bild aus dem Mannequin-Originalkatalog von New John Nissen, Serie „Act01“, mit der Figurennummer L 09. Die Pose ähnelt überraschend der Fotografie aus den 50er-Jahren von Peter Basch

Die Figur Nummer L 09 aus der Serie „Act 01“ von New John Nissen ähnelt aus meiner Sicht überraschend der Fotografie des Halbaktes aus den 50er-Jahren von Peter Basch, ein Bild, das ich kürzlich zufällig in einem meiner alten Hefte mit Bildern von Peter Basch fand, die ich vor einiger Zeit in einem Brockenhaus kaufte. Und wie so einige „Zufälle“ im Leben so spielen, konnte ich vor einigen Jahren eine New John Nissen „Act 01“ mit der Nummer L09 erstehen und wusste doch relativ bald, welches Kleid ihr am besten passen würde, notabene, ohne damals das Bild von Peter Basch zu kennen:

Meine New John Nissen, „Act 01“, mit der Seriennummer L 09

Irgendwie schien mir dies bei einer solchen Pose auch folgerichtig zu sein (und bei so einem statuenhaften Körperbau sowieso), den Oberkörper für das Foto in meinem Buch „The secret desires of mannequins“ bis zur Hüfte zu entblössen. Wie eine wunderbare Blüte (Calla Lilie) aus ihrem Kelchblatt sich windet, räkelt sich die „Act 01“-Schaufensterfigur aus ihrem Kleid. Die Figur strahlt eine Art neues Selbstbewusstsein aus; für die damalige Zeit revolutionär: aufblühend und unabhängig, schön und alles andere, als ein „Mauerblümchen“ (wie man über Frauen sagte, die im Schatten ihrer Männer standen). 

Ist dies also reiner Zufall, oder hatte John Nissen seine Ideen bei Peter Basch geholt? Wir wissen es nicht. Die Übereinstimmung ist frappant. 

Marie Helvig von Adel Roostein

Im letzten Bild oben erkennt man eine von der Pose her vergleichbare Figur bei Adel Rootstein: Marie Helvig

New John Nissen / Schläppi Mannequin aus der Serie „Act 1“, Nr L3

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Atemberaubend schön und graziös in der Pose! Die L3 von New John Nissen / Schläppi aus der Serie „Act 1“ ist eine Ikone. Ich konnte sie vor längerer Zeit als zweite Figur aus dieser Serie, noch vor der L9, in einem sehr guten Zustand und vor allem mit sämtlichen Originalteilen erwerben. Da die Köpfe von Chloe und Judith einander sehr gleichen und der Hersteller leider keine Head-Identification-Nummern auf der Figur vermerkt hat, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen, welches Gesicht bei meiner L3 verwendet wurde.

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Bei Gelegenheit werden hier noch ergänzend Bilder gezeigt.

 

 

 

 

New John Nissen / Schläppi – Mannequin aus der Serie „Act 1“, Nr. L10 mit dem Kopf von Judith

 

 

In meinem Blog habe ich bereits über die L9 berichtet:

New John Nissen / Schläppi Nr. L9New John Nissen / Schläppi Nr. L9

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Meine New John Nissen / Schläppi Nr. L10 eignet sich hervorragend für das Tragen von erotischer Reizwäsche. Bei dieser Serie ist der Beckenknochen in der Hüftgegend sehr naturalistisch modelliert, so wie die Hände, Füsse und die Brustwarzen. So sieht dieser Straps-Hüftgürtel in Lack und Glanzoptik mit dem Mannequin zusammen sehr echt aus.

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Im Vergleich mit dem Katalogfoto erkennt man sofort, dass die Hände nicht richtig sind. Sie stammen von einer anderen Figur, vermutlich von der L14, und wurden verwechselt, als sie von einem Vorbesitzer zusammengesetzt wurde. Obwohl diese gespreizten Finger in dieser Stellung unnatürlich wirken, stören sie mich nicht besonders….

Irritierend ist vielmehr die eingravierte Seriennummer im linken Arm. Da steht L5. Aber die L5 hat eine völlig andere linke Armstellung. Der rechte Arm ist korrekt, angewinkelt und mit der Nummer L1.(Punkt in der Mitte anschliessend) versehen, was einer 0 (Null) entspricht.

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New John Nissen / Schläppi – Mannequin aus der Serie „Act 1“, Nr. L9 mit dem Kopf von Judith

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Von der Firma Schläppi (Schweiz) wurden die belgischen New John Nissen-Figuren in Lizenz hergestellt, wie ich in einem anderen Blogbeitrag bereits erwähnte, so auch die L9 aus der Serie „Act 1“. Mir gefällt an diesem Mannequin die ungewöhnliche Haltung mit der Arm- und Handstellung, die in einer Bewegung „eingefroren“ scheint. Zufällig entdeckte ich die L9 vor einigen Jahren auf der Webseite eines Verkäufers. Erst gestern aber führten wir Verhandlungen über den Preis, danach kaufte ich sie.

Ich hatte nicht genug Zeit sie gleich noch zu stylen.

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