Professionelle Mannequin-Fotografie: Adel Rootstein von Poka Zsoltmann

 

Rootstein Secrets Samuel & Tillie 02
Adel Rootstein, Serie „Secrets“, Samuel & Tillie

Leere, von viel Tageslicht durchflutete, alte Fabrikgebäude: welcher Modefotograf hat nicht schon von solchen Locations geträumt und dort seine kreativen Ideen umgesetzt. Welcher dieser Profis war noch nicht nervös, wenn die Models, Visagisten und Stylisten, sowie Assistenten sich im Trubel vor der abendlichen „goldenen Stunde“ gegenseitig auf die Füsse treten und zwischen dem emsigen Treiben ‚mal eine gellende Anweisung mit mehrmaligem Echo durch die Hallen ertönt, vom Chef persönlich, dem Fotografen, der die gesamte Verantwortung trägt? Dieses obige Foto erinnert mich an solche Momente, die ich als junger Mode- und Werbefotograf erlebte, diese unbeschreibliche Atmosphäre erleben durfte. Poka Zsoltmann hat sie perfekt eingefangen, statt mit richtigen Models, mit Mannequins von Adel Rootstein aus Fiberglas.

Rootstein Secrets Samuel & Tillie 01
Adel Rootstein, Serie „Secrets“, Samuel & Tillie

Ausser bei der linken Hand der Frau, mit der sie seitlich den Kopf des Mannes hält, wäre sonst nur schwer erkennbar, dass es sich nicht um echte Menschen handelt, so echt und nahe an der Realität wirken diese Schaufensterfiguren. Sie sind vom Profifotografen in ein perfektes Licht gestellt worden, welches in beeindruckender Weise der Figur Geltung verleiht. Die Szene ist sehr gut gewählt, phantastisch arrangiert und fotografiert. Das ist hohe Kunst!

Rootstein Secrets SE24 Maria 01
Adel Rootstein, Serie „Secrets“, SE24 Maria

Das Styling ist von der Scheitel bis zur Fusssohle genau durchdacht und abgestimmt. Bravo!

Rootstein Pizzazz PEZ8 Eva 02
Grandioses Arrangement: Adel Rootstein, Pizzazz PEZ08, Eva
Rootstein Pizzazz PEZ8 Eva 01
Adel Rootstein, Pizzazz PEZ08, Eva
Rootstein Temptation Ailar
Adel Rootstein, Temptation, Ailar

Zsolt Poka, Flickr (Fotos)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Roxanna BB11 von Adel Rootstein aus der Serie Barbelles

35842379072_1c9050635d_o.jpg

flickr, Dolls Village, Roxanna BB11 von Adel Rootstein

Als ich vor etwa einem Jahr diese Aufnahme eines Sammlerkollegen auf flickr entdeckte, war ich gleich hin und weg. Dieser Blick, diese Gestik, diese Anmut; einfach faszinierend. Um die Mundwinkel herum ist etwas Strenge zu erkennen, aber auch Entschlossenheit und Mut. Die Lippen sind sinnlich, die Augen sind sanft. Die weichen Gesichtszüge mit den hohen Wangen sind ebenmässig und nur das Kinn ist markant. Das pechschwarze Haar, die blauen Fingernägel, sowie die ganze Erscheinung, wie sie mit Rüschenbluse in Satinoptik gestylt wurde, mag ein wenig an eine griechische Amazone erinnern, welche in alten Mythen „männergleich“ mit Pfeil und Bogen in den Kampf zogen. Sie hat Rasse, strahlt Klasse, aber auch Willensstärke und Unnachgiebigkeit, Stolz aus und so wie der Sammler sie interpretiert, würde ich mir zwei Mal überlegen ihr zu widersprechen…. 😉

Auch aus fototechnischer Sicht ist diese Aufnahme sehr gelungen, weil dieser Sammler Roxanna in der sog. „goldenen Stunde“ abgelichtet hat. Dieser Moment am Morgen und am Abend, kurz vor Auf-, sowie Untergang der Sonne, wirkt aufgrund der Brechung des Lichts von der gesamten Atmosphäre her sanfter und weicher. Der dominierende Anteil des rötlichen Sonnenlichtes ist für ein wärmeres Licht verantwortlich, welches nicht nur die Hautöne hervorzuheben vermag, sondern auch Unebenheiten verschwinden lässt; in einer Zeit, als es Photoshop & Co. noch nicht gab, lichteten wir Modefotografen sehr oft die Fotomodelle abends während der „goldenen Stunde“ ab. Geniale Lichtverhältnisse!

Kleine Fotoschule: „goldene Stunde“

Der altpersische Name Roxanna („die Morgenröte“) passt perfekt zu diesem Bild. „Die Strahlende“ ist eine zusätzliche Bedeutung und wie könnte man sie treffender nennen? Ich setzte sie vor einem Jahr gleich auf die Wunschliste, die den Titel „must have“ trägt („muss ich haben“!). Nun ist gestern eine Roxanne bei mir eingezogen, die nicht so einen starken, bläulichen 80er-Jahre „smokey-eyes“- Lidschatten besitzt, wie das Mannequin von Dolls Village. Dadurch wirkt sie sanfter, mit einem weicheren Gesichtsausdruck, weshalb ich sie ganz anders charakterisiere.

20180701_065149.jpg

Bei meiner Roxanne gefällt mir ihre Blässe, die Haut in der Farbe von Elfenbein, oder gar im Ton von Alabaster. Die selbe Anmut, königlich. Sie gleicht einer griechischen Statue, einer Göttin, weshalb ich für sie ein Abendkleid im Stil einer griechischen Toga in der wunderschönen Farbe „marin blue“ aussuchte. Wie es ihre Taille betont ist richtig sexy. Dazu gehört eine Stola.

20180701_065450.jpg Die Roxanna, meine „Aphrodite“, mit den schönen, grossen Augen, ist eine sehr schöne Figur von Adel Rootstein und noch erhältlich.

Rootstein Katalog, Barbelles, Roxanna BB11

20180701_063103.jpg

 

 

 

 

 

 

 

Rachel von Adel Rootstein aus der Serie Partners (PA06)

Rachel (full) Jeanette 01.jpg

flickr Jeanette, Rachel PA06

Als ich vor ein paar Jahren dieses Bild bei Jeanette, einer deutschen Sammlerin, in ihrer wunderschönen Bildersammlung ihrer Mannequins auf flickr entdeckte, wusste ich auf Anhieb, eines Tages werde ich ein stolzer Besitzer einer Rachel von Adel Rootstein sein und dieses atemberaubend schöne Mannequin mit der Seriennummer PA06  in meiner Sammlung haben. Diese Kraft in ihrem Gesichtsausdruck, diese Linien im Profil, mit dem aus dieser Perspektive gesehen fast nachdenklichen, verträumten Blick, hat mich damals fast umgehauen. Jeanette hat es wieder perfekt in Szene gesetzt, mit dem Fenster rechts im Bild, welches die Assoziation noch verstärkt und mit diesem frechen Kurzhaarschnitt – einfach eine wahre Augenweide, sinnlich bis in die Haarspitzen. Als dann kurz darauf bei mir eine stehende und eine sitzende Rachel einzog, sprach ich mit einem Kollegen in Deutschland, der sie angeblich einmal persönlich kennenlernte. Kurz zuvor war damals die neue Kollektion von Adel Rootstein „Partners“ auf den Markt gebracht worden, die bei einem Anlass in London gefeiert wurde, an dem natürlich Rachel in Begleitung ihrer Mutter auch teilnahm (wie ich in Erfahrung brachte). Sie soll zu dieser Zeit 16 Jahre alt gewesen sein und bereits 1.78 m gross, wie ihr Ebenbild, die Schaufensterfigur PA06.

Rachel neuer Katalog, mit flachen Füssen.JPG

Rootstein Katalog, Partners PA06, Rachel stehend

Sie soll angeblich auch Modell gestanden haben für Magdalena mit der Seriennummer PA08, die ihre Schwester verkörpert. Magdalena war aber nicht an der Präsentation in London.

20180624_153413.jpg

Als ich kürzlich in ein Geschäft ging und dieses aussergewöhnlich schöne Hochzeitskleid sah, kaufte ich es für meine Rachel PA06, die darin wie ein Engel aussieht!

20180624_153913 (2).jpg

DSC_1026.JPG

Sexy Rachel PA06 vor ein paar Monaten ganz in Gedanken versunken….

DSC_1013 - Kopie4.jpg

8664323254_0d6fa91b0f_o.jpg

Rachel, PA06 von Adel Rootstein. flickr, Jeanette

 

 

Alessandra Signorelli aus der Serie Lipstick & Compact von Adel Rootstein mit den Seriennummern LS7 und LS8

Adel Rootstein Lipstick & Compact 2.jpg

Dieses Mannequin sticht aus hunderten von Schaufensterpuppen heraus, hat einen hundertprozentigen Wiedererkennungswert: die LS7 von Adel Rootstein, mit ihrer typischen linken Hand am Kopf, an der Stirn, der Blick etwas nach oben, der Mund leicht geöffnet, so in der Pose, wie wenn wir uns gerade an etwas erinnern würden. Schlüssel vergessen? Oder ist es doch eine kleine Migräne? Ernsthafte Sammler hören den Begriff nicht so gerne, den man ihr inoffiziell gibt: „The headache mannequin“ (Das Mannequin mit Kopfweh). Ich muss schmunzeln; Schaufensterpuppen sammeln darf nicht bierernst sein und Humor ist in allen Bereichen das „Salz in der Suppe“, also auch hier. Alessandra Signorelli, ein ehemaliges italienisches Fotomodell, präsentiert sich sowohl in der LS7-, wie in der LS8-Figur besonders exaltiert, wie es Posen auf dem Laufsteg erfordern. Stolz, mit beiden Armen in die Hüften gestützt, mit leicht gesenktem Blick, arrogant wirkend, findet sie unter den Sammlern viele Anhänger, weil sie perfekt Haute Couture Kleidung tragen kann und ein Hauch dieser abgehobenen Glitzerwelt von Macht und Glamour verströmt. Natürlich ist das meist manierierte Gehabe vollkommen überzeichnet, bis fast theatralisch. Unumstritten gehören Alessandra Signorelli, Dianne de Witt und Simone, aus der Rootstein-Serie Lipstick & Compact, zu den Glanzlichtern jeder Sammlung und wenn das Make-Up bei der Alessandra gut gemacht ist, sieht sie natürlich top aus. Die Alessandra von Lester Jones (Bild unten) finde ich atemberaubend schön! Das Kleid ist einfach ein Traum!

Alessandra (Lester Jones) 01.jpg

Lester Jones (Sammler) / flickr: LS8, Alessandra Signorelli

19 Rootstein Alessandra LS8 (Lester Jones).jpg

Der Mannequin-Sammler Ivan (ijbhouston) interpretiert die Alessandra eher provokativ, mit einem auffälligem Make-Up und knallroten Lippen, zu einem grünen Kleid, was ein ebenso auffälliger Kontrast in den Komplementärfarben bietet (erstes Bild unten). Im zweiten Bild weiter unten sieht sie Ivan elegant mit goldenem, bestickten Abendkleid, sowie schlicht und sexy (zuunterst).

Alessandra (Ivan) 06.jpg

Ivan flickr, Rootstein Alessandra Signorelli LS8

Alessandra (Ivan) 03.jpg

Ivan, flickr, Alesandra Signorelli LS8 (Adel Rootstein)

Dieselbe Figur von Ivan anders eingekleidet, elegant und sexy: ganz toll gemacht.

Alessandra (Ivan) 01.jpg

Ivan, Flickr, Alessandra Signorelli, sexy

Tolle Studie von der Sammlerin Jeannette, die sie eher knapp und sexy bekleidet. Sehr schön mit den aufgesteckten Haaren und dem Schmuck:

Alessandra LS8 (Jeanette) 14.jpg

flickr, Jeannette, Alessandra Signorelli LS8

Ich besitze die sehr seltene Variante dieser Figur mit der Seriennummer LS8 A, mit dem Kopf von Dianne de Witt und der identischen Körperhaltung:

20170219_190529.jpg

20180607_022045 (3).jpg

Meine LS7 (Alessandra Signorelli) wird einmal ein neues Make-Up bekommen. Sie gefällt mir sehr, aber im Vergleich zu den Bildern von restaurierten Mannequins im Internet, würde sie eine neue Kolorierung vertragen….. (Bild oben)

Ein paar schöne Studien von Alessandra’s LS7 (Bilder unten)

Alessandra LS7 (Tim D) 01

Foto: Tim D

15 Alessandra LS7.jpg

Foto: Ivan (ijbhouston)

Alessandra (Jeanette) 05 after.jpg

Auch wieder Rot-Grün-Kombi bei der Sammlerin Jeanette…… Sehr schön gemacht.

 

 

 

Adel Rootstein, Serie Glamorous and gorgeous, GG 05 – mit Laiana-Kopf.

Aufgrund von Hinweisen eines Sammlerkollegen, welche diese Figur betreffen, wird hier entsprechend dieser Text abgeändert.

Nach den bisherigen mir zur Verfügung stehenden Informationen, habe ich hier über Marla geschrieben. Im Zusammenhang mit der Rootstein-Serie „Glamorous and gorgeous“ und der Seriennummer GG05 ist dies grundsätzlich nicht falsch, denn gemäss Katalog, der mir beim Verfassen des Artikels nicht zur Verfügung stand, handelt es sich standartmässig um Marla (siehe Bild oben). Über diese Serie findet man im Internet leider sehr wenig.

Einige Figuren wurden mit einem anderen Kopf hergestellt und ausgeliefert. Ob es sich dabei um spezielle Wünsche im Zusammenhang mit Kundenaufträgen handelte, entzieht sich meiner Kenntnis. Jedenfalls handelt es sich bei meinem Mannequin um eine seltene Sonderanfertigung mit einem Laiana-Kopf. Der folgende Text wurde entsprechend angepasst und umgeschrieben (01.11.21).

Kurz nachdem ich Laiana aus dem Karton ausgepackt hatte, war ich fasziniert von ihrer Schönheit. Die 178 cm grosse Grazie, in der Pose von Marla GG05 aus der Serie „Glamorous and gorgeous“ von Adel Rootstein verströmt eine zurückhaltende Sinnlichkeit.

20180607_124324.jpg

20180607_125712 (2).jpg

Marla ist zusammengebaut und bereit für Perücke und Garderobe…..

20180607_132013.jpg

20180607_132514.jpg

20180607_132354.jpg

 

Die liegende Maddy von Adel Rootstein mit der Seriennummer T2 aus der Serie „Leisure Pleasure“

rootstein-maddy-t2_011.jpg

Sie verrät sich selber, durch eine der aussergewöhnlichsten Gesten, die ein Mannequin von Adel Rootstein je eingenommen hat. Ich könnte die Maddy mit der Nummer T2 aus der Serie „Leisure Pleasure, Walk & Talk“ sofort erkennen, selbst wenn sie von einen Tuch, oder von einem Kleid fast vollständig verhüllt wäre, wie auf einem Foto im Buch „Theater im Schaufenster“. Sie liegt dort in einem Bett, zugedeckt von einem Laken (Bild oben). Natürlich hilft das Spiegelbild an der Decke sie zu identifizieren, in dem auch ihr Gesicht und etwas mehr von ihrem Oberkörper zu sehen ist.

21-Adel Rootstein Katalog Maddy T2.JPG

Auf dem Foto im Originalprospekt (Bild oben) räkelt sie sich im Bikini in der Sonne an einem Swimming-Pool. Ein Freizeitvergnügen (Leisure Pleasure) liesse sich wohl kaum treffender darstellen. Vollkommen entspannt scheint Maddy in sonnenanbetender Pose das Leben zu geniessen, das kalte Getränk griffbereit. Wer würde nicht gleich sofort mit ihr tauschen wollen! Sliwka mit der Nummer T3 aus der selben Serie, scheint es rechts neben ihr genauso zu ergehen. Links im Hintergrund am weissen Tisch sitzt Louise T1, mit übereinandergeschlagenen Beinen und wartet… auf ein Date?

Flickr, Chase Connery, Maddy T2

Erdal (Mannequin style) 01.jpg

Flickr, Mannequins Style

Das Foto oben von Erdal, eines mir bekannten Sammlers in Deutschland, ist wirklich sehr schön und zeigt eine restaurierte, makellose Maddy T2 im Chamoisfarbton. Was aber Kollege Massimo mit den Aufnahmen von Maddy hingezaubert hat, entzündete in mir das Feuer, welche alle Fotografen beflügeln, wenn ihre Ideen und Fantasien gerade „galoppieren“…. Bravo, Bravissimo Massimo!

Maddy T2_13 hiveminer.jpg (Chee-pow).jpg

Maddy T2_17 hiveminer.jpg (Chee-pow).jpg

Maddy T2_09 hiveminer.jpg (Chee-pow).jpg

Flick, Massimo, Rootstein Maddy T2

Auch Zsolt Poka, ein Sammler, hat eine wunderschöne Interpretation von der Maddy T2 publiziert:

5707545215_89d91faf5a_o.jpg

Flickr, Zsolt Poka, Rootstein Maddy T2

Bild unten von Chase Connery (flickr)

maddy1 | Chase Connery | Flickr

3868609 (chasecc).jpg

Maddy smoking, flickr (pictosh).jpg

Während die drei ersten Aufnahmen von Massimo weiter oben einen sakralen Touch besitzen, selbst wenn die Figuren fast nackt sind, haben sie etwas andächtiges an sich. Die Interpretationen in den nachfolgenden Fotos oben sind extrovertierter.

Flick, Pictosh, Rootstein, Maddy smoking

Inspiration Magazine 1976 Part 1 101.jpg

Maddy T2 beim Fischen: sehr witzige Variante von 1976.

Blog Mannequin history, 1976, Part 1

3875904175_d58dc78c20_b.jpg

Leisure pleasure 001 (Chasecc).jpg

Leisure pleasure 002 (Chasecc).jpg

Katalogseiten der Serie „Leisure Pleasure, Walk & Talk“ von Adel Rootstein.

Flick, Chase Connery, Leasure Pleasure Katalogseiten

dsc_0550.jpg

dsc_0552.jpg

DSC_0559.JPG

Meine Rootstein Maddy T2 war bei meiner Vorbesitzerin vermutlich in Räumen, welche sehr hohen Temperatur-und Luftfeuchtigkeitsschwankungen unterworfen waren. Dies führt bei den Mannequins (speziell bei älteren Rootstein) zu Haarrissen in den Farben. Sie benötigt also dringend ein komplett neues Make-Up und allenfalls eine völlig neue Körperkolorierung.

Jan Strimple, ein Supermodell der 80er-Jahre: Adel Rootsteins Mannequin „Classics No. V1“

 

CLEOPATRA JAN STRIMPLE.jpg

Als Cleopatra eingekleidet, wurde das amerikanische Supermodell der 80er- und 90er-Jahre Jan Strimple von vier muskulösen Männern auf einer Sänfte über den Catwalk getragen. Stolz und gebieterisch trägt sie die Krone, wie einst die altägyptische Königin, welche als Geliebte Cäsars der wohl berühmteste, weibliche Pharao der Welt bleibt.

Oh so Cynthia, 06.01.14, Artikel über Jan Strimple

Das 1,80 Meter grosse Modell stand bereits mit 13 Jahren das erste Mal vor der Kamera. Die Online-Zeitschrift OSC schreibt, wenn sie einen Raum betrete, dann ziehe sie die ganze Aufmerksamkeit auf sich, stehle allen die Show: „A catwalking encyclopedia of fashion knowledge and, by simply entering the room, a divine scene-stealer.“ Ob man für sie einen Kosenamen („Nickname“) habe, fragte der Journalist weiter. Sie antwortete: „Sarah Blacketer von der Kim Dawson Agentur nannte mich ‚The Walk Whisperer‘.“ Es gibt offenbar nicht nur einen „Pferde-Flüsterer“.

„Die Kronjuwelen von Dallas“ wird Jan Strimple auch genannt und Modellagent Kim Dawson sagte in einem Interview, sie sei das professionellste Model, das er kenne.

Blog: Alan Mercer’s Profile – Jan Strimple

Alan Mercer stellt in seinem Interview mit Jan Strimple fest: „Nach Ihrem Abbild wurde auch ein Mannequin angefertigt.“ Sie antwortete: „Yes, that is one of my biggest honors from the Rootstein Company out of London. That was truly amazing. I have the original bust that the sculpter, John Taylor made.“

Jan Strimple Videoouttake_02.jpg

Jan Strimple Videoouttake_05.jpg

Der Bildhauer von Adel Rootstein, John Taylor, nimmt Mass an Jan Strimple, um von ihr drei Schaufensterpuppen anzufertigen. Sie wurden in die Serie „For Places and Spaces“ integriert und bekamen die Seriennummern V1 – V3. Inzwischen ist nur noch die V1 im aktuellen Rootstein-Katalog aufgeführt, neu auch in einer zusammengefassten Serie mit dem Titel „Classics“ und ohne Jan’s Namen.

adel-rootstein-jan-strimple_004.jpg

Rootstein, Jan Strimple

Adel Rootstein Webseite, Classics V1, Jan Strimple

V1-CLASSICS-Rootstein-Display-Mannequin-1024x438.png

Jan Strimple 10 (Danny Letton).jpg

Das Mannequin V3 (Bild oben) finde ich vom Sammler Danny Letton sehr schön gestylt und interpretiert. Die auf dem Rücken liegende Jan Strimple (V2) bekam vom Sammler James in England ein spezielles Outfit (Bild unten).

Flickr, Danny Letton, Mannequin Jan Strimple, Adel Rootstein V3

Flickr, James, Mannequin Jan Strimple, Adel Rootstein V2

Jan strimple 01 (James@studio136) - Kopie2.jpg

Jan Strimple 11 Diana Worland).jpg

Jan Strimple, auf dem Bauch liegend (V1) im Adel Rootstein Showroom in Ney York (Bild oben).

Flickr, Diane Worland, Mannequin Jan Strimple, Rootstein V1

856728190_6_1800-kopie_li.jpg

 

856728190_4_18001.jpg

 

Meine Jan Strimple V1 kaufte ich wie oben abgebildet. Leider fand der Verkäufer die Arme nicht mehr. Wer also ein Paar Arme für sie hat, kann sich bei mir melden. I am looking forward to get some arms for my mannequin Jan Strimple V1.

Vor 28 Jahren, am 30.05.1990, titelte die berühmte Zeitung „Chicogo Tribune“ in einem Artikel über Rootstein-Schaufensterfiguren: „How To Own The Supermodel Of Your Choice For Only $845“ (Wie kommen Sie in den Besitz des Supermodels Ihrer Wahl).

Artikel in Chicago Tribune vom 30.06.1990

Der Autor Michael Kilian schwärmt von den Adel Rootstein-Mannequins: “ I`m talking about the finest mannequins in the world.“ Er ist aber vor allem von Jan Strimple sehr begeistert; welche der drei Figuren ihn so faszinierte verrät er nicht. Vielleicht alle drei. Jan sei (Zitat) „Der Rolls Royce unter den Mannequins“ schreibt er voller Bewunderung. Sie wurde 1986 erstmals produziert.

Hier möchte ich nun noch ein paar eindrückliche und schöne Bilder der echten Jan Strimple zeigen:

pierre_cardin_img_2032_north_400x_white.jpg

Haute Couture von Pierre Cardin, getragen von Jan Strimple (Foto oben)

VOGUE (Bild oben)

3e6c4bb4cafb064b41517b381a929faa.jpg

Pinterest

13239093_964814233636670_5689360941158276949_n.jpg

13164397_964809373637156_5325442330075312327_n.jpg

MD_FR12_I_34975_zoom__09932_74fd904f-e443-4b13-a5c4-3d79c388d965_1024x1024.jpg

Bei der oben abgebildeten Schaufensterpuppe ist nun das Gesicht völlig anders gestaltet. Die Haltung mit den aufgestützten Armen und den gekreuzten Beinen ist mit jener der V1 identisch. Sogar die Grübchen beidseits der Wirbelsäule, oberhalb des Gesässes sind vorhanden, was bei Mannequins sehr selten ist. Es ist eine moderne, asiatische Kopie der Rootstein Figur Classic V1, Jan Strimple, mit einem anderen Gesichtsausdruck. Sie heisst Lala 8 und der Verkäufer „Mannequin Madness“ in den USA wirbt mit dem Hinweis, dass sie für den Strand am Meer, oder für alle anderen Arten von Spass bereit sei. „LaLa 8 is ready for the beach or any other type of fun, casual activity.“

lala-8-mannequin-madness-01-e1521920827720.jpg Wollen wir doch hoffen; haben doch Sammler in der Regel keine einzige „langweilige“ Schaufensterfigur…., die tagelang nur tatenlos herumliegt und nicht einmal ein Buch liest….;-) Die rothaarige Perücke gefällt mir gut an ihr….

Mannequin Madness, LaLa8 (NoName Produkt)

 

 

 

 

 

 

Hindsgaul-Mannequin „Young look“, Nr. 8419

 

DSC_0105 - Kopie2

Auch meine Hindsgaul „Young look“ Nr. 8419 hat beide Arme falsch. Das wusste ich, als ich das Mannequin auf eBay kaufte. Beim Versand wurde aber das linke Bein ziemlich stark verletzt, weil die Verkäuferin nur lose Zeitungsknäuel zwischen die Teile stopfte, in der irrigen Annahme, dies schützen genügend. Die Metallplatte auf der Seite des Torsos bei der Schulterkupplung, lag neben dem Unterschenkel, in den sie mehrere tiefe Kerben hinein schlug. Das sind nicht die einzigen Schäden, die während dem Transport mit DHL und durch die völlig dilettantische Verpackungsweise der Verkäuferin entstanden. Auf dem Bild oben sind die relativ tiefen Kerben zu sehen…… Ärgerlich! Eine dünnwandige Asia-Schaufensterfigur hätte es in Stücke zerrissen. Zum Glück sind die alten Hindsgaul, Rootstein und vor allem Almax stabil gebaut. Dennoch muss man sie sehr gut verpacken und generell vorsichtig behandeln (Verpackungsanleitung demnächst auf diesem Blog!)

DSC_01072

Sie hat ein sehr schönes Gesicht……

DSC_01092

 

….und ein süsses Profil….!

Katalog Young Look (Danny Letton) 03b

83f2c8db16848c163f188d1f98cfe0de

Titelseite des Originalkatalogs der Serie „Young look“. Links mit den gelben Hosen ist die Nr. 8419 und rechts mit den gekreuzten Beinen und dem gelben Hut befindet sich die Nr. 8406.

 

 

 

 

Karen Mulder – Sonderanfertigung eines Mannequins aus der Serie Seduction von Adel Rootstein, Nr. SD 08, für „Agent provocateur“ in einer goldenen Lackierung

Viele interessante Details über ihre Person findet man in diesem Blog in einem eigenen Artikel über das Supermodel Karen Mulder, sowie über die Mannequinproduktion bei Adel Rootstein von ihrem Ebenbild:

Artikel über Karen Mulder

Normalerweise ist die SD 08 von Adel Rootstein, also das Mannequin Karen Mulder aus der Serie „Seduction“ hautfarbig. Ich hatte das Glück, eine in einem metallisch glänzenden Gold kolorierte Karen Mulder zu erwerben, die nur für das Modelabel „Agent provocateur“ hergestellt wurde.

>> Hier wurden Textabschnitte nach den neusten Kenntnissen abgeändert und aktualisiert!

Karen Mulder und ihr Mannequin 01
Sehen aus wie Zwillinge: Karen Mulder (links) neben ihrem Ebenbild, einem Mannequin aus der Manufaktur Adel Rootstein, mit der Nr. SD 09 (Serie „Seduction“)

SD8-SEDUCTION-Rootstein-Display-Mannequin
Bild aus dem Adel Rootstein-Katalog. Karen Mulder, Seduction, SD 08.

Adel Rootstein, Karen Mulder, Serie „Seduction“, Nr. SD 08

OLYMPUS DIGITAL CAMERA
Wunderschön restaurierte Karen Mulder von Adel Rootstein. Danny Letton ist ein Sammler und glücklicher Besitzer dieser Schaufensterfigur (Serie „Seduction“, SD 08).

Karen Mulder von Sammler Danny Letton

DSC_0050 - Kopie2
Perfekt in Luftpolsterfolie verpackt, kam Karen Mulder mit goldener Kolorierung bei mir an. Noch ist der wahre Glanz dieser Figur durch die Verpackung hindurch noch nicht erkennbar. Die Spannung stieg!.

DSC_0083 - Kopie2
Ein wahrhaft wunderschönes Gesicht enthüllte sich, als ich die Verpackung entfernte. Leider hat sie hinten am Gesäss einen kleinen Schaden, was sich erst im Nachhinein, also nach Ankunft, nicht beim Kauf herausstellte.

DSC_0081 - Kopie2
Die blonde Original-Adel-Rootstein-Perücke gab’s noch dazu und wie sich herausstellte, fertigte die Firma diese Perücke extra nur für die SD 08 an.

Mannequins / Schaufensterpuppen als Spiegel der Schönheitsideale im Wandel der Zeit

Haute Couture als zentrales Thema im Elternhaus

Die Hochglanz-Modezeitschriften und Magazine von Vogue und Harper’s Bazaar lagen in meinem Elternhaus teils stapelweise herum, wobei ich mir die innere Ordnung nie erschliessen konnte, denn chronologisch schienen sie kaum zu sein. Mir ist es bis heute also nicht vergönnt, auch rückblickend, ein System der Priorisierungen erkannt haben zu dürfen – das soll auch so sein, denn Schönheit, Ästhetik, Mode sind ganz persönliche Empfindungen, die von Formen und Farben, von Licht und Schatten beeinflusst sind. Es gab zwar Versuche aus Milliarden von menschlichen Individuen ein Schönheitsideal aus der breiten Masse hervorheben zu lassen und dies je nach Epoche immer wieder neu. In den 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts wollten gewiefte Werbepsychologen dahinter kommen, nach welchen Kriterien unser Unterbewusstsein ein Schönheitsideal bewertet. Das Ergebnis war recht simpel: je symmetrischer ein Gesicht ist, desto schöner erscheint es dem Betrachter. Eine solche Erklärung kann aber nicht die breite Empfindungspalette abdecken, die Menschen in ästhetischer Hinsicht besitzen. Dennoch ist es rätselhaft, wie sehr Mode und Schönheitsempfinden dem jeweiligen Zeitgeist unterworfen sind und es eine erstaunliche suggestive Kraft gibt, die Trends zu fokussieren vermag. Jedenfalls kann ich mich schwach erinnern, das Wort Haute Couture so oft als Kind im Elternhaus gehört zu haben, dass es zu meinem Grundwortschatz im Vorschulalter gehörte.

Meine Tante war eine begnadete professionelle Schneiderin, sowie meine Grossmutter mütterlicherseits. Neben ihrer täglichen Arbeit, fertigten sie auch Kleider für meine Mutter an, die mit etwas über 1.80 Meter Grösse damals gültige Modellmasse besass. Ansatzweise lässt sich vermuten, dass nach der Reihenfolge der in Auftrag gegebenen Kleider auch die Hefte bereit lagen, die ich oft durchblätterte, sogar öfters als ein Spielwarenkatalog. Manche waren so dick wie die in ländlichen Gegenden damals gebräuchlichen Telefonbücher. Die Fotos in den Katalogen wurden in den berühmten Mode-Metropolen Paris, London, Mailand und New York gemacht – Grossstädte in denen Trends gesetzt wurden.

Ausbildung zum Werbe- und Modefotografen

Am Anfang begeisterte mich schon eher die Landschaftsfotografie, als ich das erste Mal mit 12 Jahren eine Nikon F Spiegelreflexkamera in die Hand nahm und im Alter von 15 die Dunkelkammertechnik erlernte. Ein Jahr später war mir klar, dass ich eine Lehre als Fotograf beginnen wollte und so arbeitete ich nach der Schule u.a. für Achille Weider, der in Zürich ein sehr bekannter Modefotograf war. Wenn während dem Fototermin die schlanken, sich wie Gazellen bewegenden, schönen Geschöpfe über das Parkett stakten, gab es am Anfang schon das eine oder andere Mal, dass mir beinahe die Augen aus dem Kopf fielen. Doch ich gewöhnte mich an die ein- und ausgehenden Supermodells und mit der Zeit war es nicht mehr so ausserordentlich aufregend. Aber es waren schon Wesen die mich zuweilen verzaubern konnten; betörend, in einer magischen Atmosphäre. Die Disco-Glitzerwelt von Ende der 70er- und Anfang der 80er-Jahre war ohnehin magisch.

Ein wenig Nostalgie…. „the Golden Ages“…

Wenn ich also heute, 40 Jahre später, Schaufensterfiguren ansehe, schwingen schon nostalgische Gefühle an diese sehr spannende Zeit des Aufbruchs mit, als sich in der Werbung neue Horizonte eröffneten und die Schaufenster sich in Erlebniswelten verwandelten und der Begriff „visuelles Merchandising“ sich verbreitete. Ansprechend sollten sie sein, sympathisch, die Schaufensterpuppen, die potentielle Kundschaft in ihren Bann ziehen sollten. Die heutigen Sammler von Vintage-Mannequins sprechen von den „Golden Ages“, von den goldenen Jahren, als die in Europa führenden Hersteller, wie Adel Rootstein, Hindsgaul und New John Nissen die wunderschönen, naturalistischen Schaufensterfiguren auf den Markt brachten. Heute sind die „Eierköpfe“ nur noch von den Körpermassen dem Menschen ähnlich. Man glaubt, der Betrachter sei durch die Stilisierung der Figur mehr auf das Kleid konzentriert, was verkaufsfördernd wirke. Man vergass dabei, dass der Mensch das „Gesamtpaket“ unterbewusst beurteilt und ein ästhetisches Empfinden besitzt, in dem das Gefühl für Schönheit entwickelt wird. Und so sind die stilisierten Mannequins von heute vielen zu abstrakt und ich bin nicht alleine, wenn Menschen sich nach den „Golden Ages“ zurücksehnen.

Mannequins: Träume in Kunstharz / visuelles Marketing und Gebrauchskunst

Dutzende Sammlerinnen und Sammler weltweit kümmern sich um die Erhaltung von Mannequins, der speziellen Form von Werbeplastik. An dieser Schaufensterkunst aus mehreren Jahrzehnten, lässt sich die Entwicklung in Gesellschaft und Mode ablesen und sie ist ein Spiegel der Zeit, in der sich das Schönheitsideal immer wieder veränderte. Als ich die erste Schaufensterpuppe ca. 1994 in einem Brockenhaus kaufte, fungierte sie als Objekt für die Voreinstellung des Studiolichtes, um mit dem lebendigen Modell später keine unnötige Zeit dafür zu verschwenden. Noch konnte ich nicht ahnen, dass mich rd. 14 Jahre später die Leidenschaft erfassen würde, in der ich nun begeistert Mannequins sammle. Inzwischen sind es über 140 Figuren, welche ich mir vom Sommer 2008 in den letzten zehn Jahren erwarb.

Dieses Blog hat zum Ziel, dem interessierten Leser eines der am wenigsten erforschten Gebiete im Bereich visuelles Marketing und Gebrauchskunst näher zu bringen. Es ist äusserst spannend, wenn z.B. ein „Dachbodenfund“ im Internet angeboten wird. Über Mannequins gibt es keine Fachliteratur, kein Bestimmungsbuch, wie bei Pflanzen und Schmetterlingen. Von den ahnungslosen Verkäufern werden öfters keine Angaben über den Hersteller, sowie die Seriennummer usw. gemacht und oft sind Aufnahmen mit dem Handy in schlechter Qualität gemacht worden, wonach es einiges an Fachwissen braucht und Erfahrung, um zweifelsfrei vor dem Erwerb die Figur einordnen zu können. Diese Phase erzeugt ein wenig Goldgräberstimmung, wobei mir diese Herausforderung enorm Spass macht. So werden Artefakte einer Kunstform gerettet, die sonst in Vergessenheit geraten würden. In der zweiten Phase werden die Schaufensterfiguren von mir gestylt und wenn nötig restauriert. Durch eine fachkundige Bestimmung bekommen sie nicht nur ihre eigentliche Identität zurück, sondern sie erhalten nicht selten ein sog. „Make-over“, ein Face- und Bodylifting, das ihnen zu einem zweiten Leben verhilft.

Mein Blog „Faszination Mannequins“ stellt hier nicht nur einige meiner sehr schönen Exponate vor, sondern hier werden auch einige Informationen über dieses Thema der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt, die u.a. auch in meinem Fachbuch erwähnt sind. Ich hoffe Sie also auch zum Staunen zu bringen; viel Spass!