Victoria ist eine der sechs Frauen, die bei Adel Rootstein für die Serie „Body Gossip“ Modell gestanden sind. Die Serie umfasst insgesamt 12 Figuren. Unter folgendem Link können die Informationen zur gesamten Gruppe angesehen werden, sowie die Katalogseiten, mit den Bildern aus der Epoche Ende 70er-, anfangs 80er-Jahre.
Auf der letzten Katalogseite werden zur dieser Kollektion einige Erklärungen abgegeben. Hier ein Auszug: es sei „eine Kollektion, dessen Körpersprache durch…. schlanke, sinnliche Formen, selbstsicher, selbstbewusst, bestimmt und körperbetont ist.“
Eine Rassefrau, die Victoria – so sieht sie die Sammlerin Jeanette – : selbstbewusst, sexy, fast etwas herrisch, dominant, durch ihren Blick und mit ihrer gesamten Austrahlung:
Ziemlich selbstbewusst steht die Victoria mit ihrem sexy Outfit da. Die Kameraperspektive von unten verstärkt diesen Eindruck noch sehr (Rootstein, „Body Gossip“-Serie X10)
Bestimmtes Auftreten! Cool, mit den dunklen Lippen (vermutl. die zweite Figur von Jeanette mit anderem Make-Up) sieht sie noch ein wenig distanzierter, herrischer aus, die Victoria X 10 von Rootstein.
Bei einem weiteren Sammler wurde Victoria dann schon mit Lack und Leder, sowie mit Fesseln und Ketten gestylt, was ihre unterkühlte Ausstrahlung noch unterstreicht:
Meine Victoria X10 (Bild unten) habe ich mit nur sehr spärlichem Licht gemacht. Damit wollte ich den eher harten Linien im Gesicht und im gesamten Oberkörperbereich etwas mehr Weichheit verleihen. Nun wirkt sie eher gedankenversunken, sinnlich, erotisch, behält aber dennoch das Dominante in ihrem Ausdruck und besitzt das Charisma einer stolzen, griechischen Göttin, einer Skulptur ähnlich….
Mit meiner Lichtführung versuche ich etwas Weichheit in die eher harten Gesichtszüge und Konturen von Victoria (X 10) zu bekommen. Sie wirkt so eher wie eine Skulptur.
Bei Gelegenheit gibt es hier noch mehr Fotos von Victoria von mir….
Seit dem Wettlauf um die Eroberung des Weltraums, der spätestens 1957 mit der Sonde Sputnik 1 begann, hat sich im Brennpunkt des aufkommenden Glaubens der 60er-Jahre, auch jegliche technische Grenzen überwinden zu können, ein Bewusstsein etabliert, das gleichermassen die Phantasie beflügelte. Grösser, weiter, schneller hiess das Motto und weckte Begehrlichkeiten über den Rahmen des bisher Möglichen hinaus. Die bisherigen Rahmen der Vorstellung wurden auf alle Seiten hin gesprengt, auf teils revolutionäre Art und Weise. Architektur, Kunst und Design drangen provokant in die Morgenröte eines Zeitalters vor, das in der Mode unter dem Namen Space-Fashion bekannt ist und als eine avantgardistische Antwort im Bereich der Kunst auf die Fiktionen der Nachkriegszeit zu erklären wäre. „Avantgardisten sind Leute, die nicht genau wissen wo sie hin wollen, aber als erste da sind“ soll der Schriftsteller Romain Gary einmal gesagt haben, was das hier ausgebreitete Thema sehr gut trifft.
Während noch in den späten 50er- und frühen 60er-Jahren von naturalistischen Figuren in den Schaufenstern biedere Mode getragen wurde, wandelte sich der Stil schlagartig in schrill und bunt.
Jane Fonda in einem sexy Outfit. Space-Fashion von 1968, Paco Rabane
Die innovative Schweizer Firma Schläppi in Wollerau reagierte auf diese Trendwende in den 60er-Jahren und produzierte futuristisch anmutende Schaufensterpuppen, welche im Kontrast zu den damals noch üblichen naturalistischen Mannequins das Abstrakte in den Vordergrund rücken sollten. Der Entwurf stammte vom Künstler Lorenzo Piemonti und die inzwischen weltberühmte Schläppi-Kollektion wird immer noch von Bonaveri in Italien hergestellt und verkauft. Die radikale Wende in der Mode sollte sich in gleichem Masse im Äusseren der Schaufensterfiguren widerspiegeln. Sie erinnern an Skulpturen von Alberto Giacometti, sind aber entsprechend dem Space-Fashion-Stil hochglänzend.
Bei der Firma Schläppi in der Schweiz wurden die ersten futuristischen Schaufensterfiguren anfangs der 60er-Jahre hergestellt. Die glänzenden, abstrakten Mannequins sind mit einem Lack überzogen, in den Farben Rot, Schwarz, Weiss, Silber und Gold.
Im Jahr 2016 liess der Uhrenhersteller Roger Dubois die Schläppi 2500 Kollektion wieder neu aufleben, als er, anlässlich einer Präsentation seiner neuen Uhrenkollektion „Velvet“ speziell für Frauen, die Aufsicht seinem Creative Directors Alvaro Maggini überliess. Das Motto hiess „ManusxMachina: Fashion in the age of technology.“
„The 2500 collection is athletic and spirited, using forms that engage with the space they occupy.“ (Die Schläppi-Bonaveri 2500 Kollektion ist athletisch und temperamentvoll; sie verwendet Formen, welche raumgreifend den Platz in Anspruch nehmen, der ihnen zur Verfügung gestellt wird.“ Das klingt wie eine Hommage an eine Diva, welche zeitlos auch nach fast 50 Jahren ihre Attraktivität in geringster Weise eingebüsst hat. Bei Sammlern und Sammlerinnen von naturalistischen Mannequins, sind diese Figuren wenig gefragt, weshalb die Ansprechpersonen eher im reinen Kunstbereich zu suchen wären.
Auch André Courrèges gehört zu den Modedesignern, die in den 60er-Jahren eine völlig neue Ausdrucksform in der Mode wählten.
André Courrèges, 1969, gehörte schon anfangs der 60er-Jahre zu den avantgardistischen Protagonisten des Space-Fashion ZeitaltersAndré Courrèges, 1961. Dieses Kleid wird von einer Schläppi 2500 Schaufensterpuppe im Museum für Technologie präsentiert. (Hinweis vom 25.09.18: die Webseite, die dieses Foto enthält ist vorübergehend nicht zugänglich)
André Courrèges „Woman’s ensemble“ 1965-67, Los Angeles County Museum of Art. Das silbern glänzende, mit Ärmeln versehene Bolero mit kurzem, glockenförmigen Reifrock repräsentiert die Space Age Mode der 60-er Jahre und wird hier von einem Vintage Schläppi Mannequin aus der selben Zeit getragen.
Im Paul Getty Center in Los Angeles, findet dieses Jahr seit dem 26. Juni eine Ausstellung über die Modefotografie von 1911 bis 2011 unter dem Titel „Icons of Style: A Century of Fashion Photography, 1911 – 2011“ statt. Sie dauert bis zum 21. Oktober 2018. In diesem weltberühmten Kunsthaus und Museum sind entsprechend der verschiedenen Epochen in der Modebranche einige Kleider aus dem Besitz des „Los Angeles County Museum of Art“ ausgestellt, die von originalen Schläppi Mannequins getragen werden. Mithin wird anhand dieser Präsentation deutlich, wie zeitlos diese Figuren sind. Am besten kommen sie in ihrem futuristischen Design zur Geltung, wenn sie entsprechend Space Fashion-Kleider von André Courrèges tragen (siehe Foto; auf der Webseite nach unten scrollen).
Der „Vater der Space Age Mode“ André Courrèges steht ganz in weiss gekleidet und mit glänzenden Gummistiefeln neben einem stilisierten Schläppi-Mannequin, das aber bereits aus der Schläppi-Bonaveri Collection stammen könnte.
Der Pariser Couturier André Courrèges revolutionierte in den 60er-Jahren des 20. Jh. die Mode und gilt als „Vater der Space Age-Fashion“, womit eine Epoche gemeint ist, in der ein futuristisches Design mit neuen Materialen zusammen entworfen wurden. In dieser Zeit, die von der Eroberung des Weltalls begleitet, sogar geprägt wurde, entwickelte die Schweizer Mannequin-Manufaktur Schläppi eine völlig neue, offenbar zeitlose Form von Schaufensterfiguren, um diesem damals modernen Stil gerecht zu werden. Courrèges ist im Januar 2016 in Paris 92-jährig gestorben. Frankreichs Kulturministerin würdigte in einer Rede sein Werk: „In the end, he invented a universe full of shapes and colors in which elegance could not be conceived without imagination, humor and a great freedom of expression and movement. Courrèges made the women he dressed happy…”
Anlässlich des „Commonwealth Fashion Exchange“-Events im Buckingham Palast in London, präsentierten Bovaveri-Schläppi Mannequins aus der 2200-er Serie die extravaganten Kleider
Auch in royaler Umgebung im Buckingham Palast in London, machten im Februar 2018 Schläppi-Bonaveri Mannequins aus der 2200-er Serie eine gute Figur (Bild oben).
Im Sala Bianca (Palazzo Pucci) ist in faszinierender Weise zu sehen, wie kreativ Schläppi-Bonaveri Mannequins als Kunstform interpretiert werden. Ihre abstrakte Formgebung eines Menschen mag für den einen oder anderen Künstler und Designer auf spezielle Art eine Quelle der Inspiration sein, was sie auch so attraktiv und einzigartig macht.
Schläppi-Bonaveri Mannequins gibt es in verschiedenen Posen, Grössen und Farben (Rot, Weiss, Silber und Gold)
Schläppi-Bonaveri Mannequins gibt es in verschiedenen Grössen. Leider ist die Webseite mit diesem Bild nicht mehr auffindbar…Diese sitzende, originale Schläppi Schaufensterfigur stammt aus den 50er-Jahren und wird z.Z. auf Ebay zum Kauf angebotren.
Eine sitzende Schläppi Schaufensterfigur wird zur Zeit für EUR 275.- in Ebay angeboten. Sie stammt aus den 50er-Jahren und besitzt eine spezielle Mechanik im Hüftbereich, die später nie mehr Verwendung fand. Die bereits etwas abstrakt wirkende Gesichtsform, in Zusammenhang mit den sehr schlanken Körpermassen mag zumindest ansatzweise als eine Art Vorläufer der späteren Serien betrachtet werden. Die modernen Figuren von Schläppi-Bonaveri kosten einige tausend Euro.