Die Serie Deauville von Hindsgaul und ihre Schwachstelle bei der Gleitleiste

In der Regel besteht eine Schaufensterfigur aus 7 Teilen, aus einem Torso (Oberkörper mit Kopf), zwei Armen, zwei Händen und zwei Beinen, die je nach Hersteller in diversen Arten voneinander getrennt, bzw. zusammengebaut werden. Wie bei diversen anderen Konsumgütern, gibt es auch bei den Konstruktionen von Mannequins keinen Standard. Je nach Marke, treffen wir sehr unterschiedliche Systeme für deren Zusammenbau an. Der Verbindungsmechanismus der einzelnen Komponenten ist selbstverständlich ein Verkaufsargument, da nicht nur die Stabilität gewährleistet werden muss, sondern auch ein einfaches Handling. Dabei soll ein Innen- oder Schaufensterdekorateur möglichst alleine und speditiv die Bekleidung vornehmen können. Während bis zu den 60er-Jahren die Trennung zwischen den Beinen und des Oberkörpers noch nicht notwendig war, entwickelte sich danach – durch die Emanzipation der Frau hervorgerufen –  ein veränderter Bekleidungsstil, bei dem auch Hosen getragen wurden. Dieser Umstand zog die Lösung eines technischen Problems nach sich, welches die Firma Hindsgaul ab 1976 und der Serie „International“ mit einer sehr eigenwilligen Konstruktion bewerkstelligte (Beispiel Revel 5001, siehe Bild Hindsgaul Revel 5001).

Hindsgaul Verbindung 01
Ab 1976 verwendete Hindsgaul eine komplett neue Konstruktion für die Montage der beiden Beine.

In der Mitte der beiden genau in der Hälfte geteilten Beine sind senkrecht zwei C-Profile aus Metall symmetrisch angebracht, wobei der schmale Teil der sog. Kunststoffgleitleiste längs in das Profil bis zum Einrastpunkt bündig zur Oberkante hineingeschoben werden muss. Die beiden Öffnungen links und rechts erleichtern das Handling. Der bei früheren Serien in der Mitte angebrachte Bolzen für die Bajonettverbindung zum Torso musste so auf die Seite weichen. Innerhalb des Zylinders befindet sich eine Stellschraube mit einer Feder und einem kleinen Kügelchen, das in einer kleinen Vertiefung des Querbolzens ruht, um ihn zu arretieren. Die Gleitleiste ist auf der breiten Seite mit dem Bein durch zwei Schrauben verbunden. Die schmale Seite wird ins C-Profil eingeführt. Nun ist dieses Kunststoffteil bei fast allen Serien von 1976 an identisch und kann ausgetauscht werden, ausser bei der Serie „Deauville“. Dort ist die Dicke der Gleitleiste viel geringer, wobei sie infolge einer zu grossen Belastung eher bricht, als bei den übrigen Modellen. Das ist eine „Achillesferse“ bei allen „Deauville“-Schaufensterfiguren, weshalb ich dringend rate, bei der Montage, bzw. Demontage besonders vorsichtig zu sein.

DSC_0032 - Kopie2.jpg

Das Bein einer „Angie“ contra „Deauville“. Beim flüchtigen Hinsehen bemerkt man den Unterschied kaum.

 

DSC_0034 - Kopie2
Die sog. Kunststoffgleitleiste in den C-Profilen der geteilten Beine bei Hindsgaul-Mannequins sind ausser bei der Serie Deauville alle identisch. Auf dem Bild eine viel dünnere Gleitleiste bei Deauville, was sie sehr viel anfälliger macht, auf einem Transport z.B., oder beim Demontieren der Beine kaputt zu gehen.
DSC_0036 - Kopie2
Hier ist bei einem Beispiel am Bein einer Angie die viel dickere Kunststoffgleitleiste zu sehen, die wesentlich stabiler ist. Sie ist in sonst allen Modellen von Hindsgaul ab 1976 (Serie „International“) eingebaut und kann gut ausgetauscht werden, dient also auch als Ersatzteil.

Die Kunststoffgleitleiste ist bei der Deauville-Serie von Hindsgaul (Detailaufnahme oben) fast halb so dick wie bei allen übrigen Modellen, wie beispielsweise bei der Angie (Bild darunter).

Als ich eine meiner beiden Deauville’s 6424 kaufte, wusste ich dies noch nicht. Erst als ich zuhause war, entdeckte ich den Schaden, der mir der Verkäufer verheimlichte und ich vertrauensselig das Mannequin transportierte. Erst zuhause erkannte ich, weshalb er beim Verlad plötzlich nervös wurde und mir riet zur Schonung die Beine zusammen zu lassen. Offenbar sind auch andere Kunden in ähnlicher Art dort hereingefallen, was in einer relativ kleinen Community sich schnell herumspricht….

Tipp 1: Bei defekten und ausrangierten Hindsgaul-Beinen lohnt es sich immer die oben erwähnten Teile herausnehmen und als Ersatzteile zu verwenden, wenn nötig.

Tipp 2: Beim Kauf einer Deauville von Hindsgaul rate ich, den Zustand der Gleitleiste nachzufragen. So ist man vor unliebsamen Überraschungen verschont.

 

 

 

 

Die süsse Hindsgaul Young Look 8424

DSC_0340 - Kopie.JPG

Hindsgaul, die dänische Herstellerfirma von Schaufensterpuppen, lancierte 1981 eine Serie, die bei Sammlern sehr begehrt ist. Es sind allesamt Teenager, mit fröhlichen und sehr fein modellierten Gesichtern, in sehr schönen Posen. Obwohl ich mehrere Figuren dieser Serie besitze, hat es mir eine ganz speziell angetan, die sitzende 8424.

Katalog Young Look (Danny Letton) 01 - Kopie2.jpg

Die linke, auf dem Boden sitzende Schaufensterfigur ist die Hindsgaul Young Look mit der Seriennummer 8424.

flickr Danny Letton, Hindsgaul Young Look 8424

In einem anderen Prospekt ist sie von vorne sichtbar, leider etwas undeutlich.

Young look Katalog 02 - Kopie2.jpg

flickr, serge o, Hindsgaul Young Look 8424flickr, serge o, Hindsgaul Young Look 8424

Katalog Young Look (Oh Mannequin) 02

Vermutlich aus fototechnischen Gründen hat man für das Titelblatt des Prospektes für die Young Look Serie das ursprüngliche Bild gespiegelt. Die 8424 schaut original über die linke Schulter, nicht über die rechte (siehe vorne rechts unten im Bild).

Meine hat strahlend blaue Augen und ein aussergewöhnlich schönes Make-Up. Ich habe ihr eine blonde Perücke angezogen. Ich lasse mal die Bilder sprechen. Sie ist wirklich ein ganz süsses Mannequin

DSC_0305 - Kopie2.jpg

DSC_0312 - Kopie2.jpg

 

DSC_0338 - Kopie2.jpg

Hindsgaul Fanseite