
Die Hindsgaul „On the seaways“ mit der Nummer 8010 ist einfach definitiv eine meiner Lieblingsfiguren. Sie versprüht Lebensfreude, Herzlichkeit, ja gar eine Art Unbeschwertheit, mit ihrem fröhlichen Lachen. Sie gibt ein Lebensgefühl wieder, das ich in meiner Jugend teilweise erleben durfte, als plötzlich in der Unterstufe ganz junge Lehrer mit uns Kindern auf der Gitarre Lieder spielten. Eine Art „Mini-Woodstock“ im Klassenzimmer; und die 8010 stellt für mich eine Art Remineszenz an diese Zeit anfangs Pubertät dar, als ich ganz fest in Brigitte Bardot verliebt war und natürlich ein wenig in meine junge, hübsche Lehrerin, auch weil sie ganz fest daran glaubte, dass aus mir eines Tages etwas werden würde. Das war 1972 – und sie sollte recht behalten. Die „On the seaways“-Serie von Hindsgaul wurde ebenfalls im Jahre 1972 produziert und auf den Markt gebracht. Die 8010 (siehe auch Link zu einem älteren Artikel über diese Figur) bekam von mir dann dieses hübsche, hellblaue Kleidchen, die Halskette mit dem Blumen (Flowerpower) und die Herzchen-Sonnenbrille, was ihr Ausdruck noch verstärkt.

Beim oben abgebildeten Katalogbild der Hindsgaul „On the seaways“ 8010 ist die offene Pose, mit den ausgebreiteten Armen gut sichtbar, wie auch bei einem Schwarzweiss-Foto aus anfangs der 70er-Jahre, wo sie im Scheinwerferlicht in einem Laden neben der sitzenden 8015 aus der selben Serie steht, welche ich ebenfalls besitze und aktuell gerade restauriert wird.

Im Gegensatz zu dieser Pose mit ausgebreiteten Armen, wurde quasi die selbe Figur (Torso und Beine) mit verschränkten Armen produziert: die 8006.

Mir gefällt die 8006 aus der Serie „On the seaways“ von Hindsgaul auch sehr gut, aber sie ist noch seltener als die 8010, die ja bereits extrem selten ist – es gibt von ihr weltweit, nach meiner Einschätzung, vielleicht noch 5 Exemplare. Da ich mit fast allen Sammlern rund um den Globus vernetzt bin und ich deren Sammlungen kenne, weiss ich, dass eine 8010 in England in einer Sammlung und eine in Moskau. Aber von einer 8006 habe ich noch nie gelesen und noch nie mehr ein Bild gesehen, auf denen sie korrekte Arme, wie im Originalfoto hätte. Das Problem: die Schulterkupplungen sind kreisrund und die Bolzen über mehrere Serien identisch. D.h. die Schaufensterdekorateure, generell die Nutzer der Mannequins, tauschten die Arme, weil sie entweder eine eigene Version der für sie nützlichen Pose brauchten, oder sie unbedacht und ohne den Katalog zu konsultieren, einfach beliebige Arme an die Schultern hingen, was natürlich viel schneller mit weniger Aufwand zu bewerkstelligen war. Bei diesem Foto (unten) eines Schaufensters aus dieser Zeit ist besonders für einen Profi sofort zu erkennen, dass willkürlich die Arme der Figuren untereinander ausgetauscht wurden. Zum Beispiel hat die 8003 im blauen Kleid den rechten Arm und die rechte Hand von einer 8006, die entweder zur lachenden Figur im grünen Kleid, oder im hellen, gräulichen Kleid (ganz rechts) gehört. Grundsätzlich kann man von der Annahme ausgehen, wonach sich auf dem Bild sowohl eine 8010, aber auch eine 8006 befindet. Durch die vertauschte Anordnung der Arme, ist aber die Zuordnung nur anhand dieses Bildes sehr schwierig wegen der Ähnlichkeit. Nicht alle Teile wurden damals mit gestempelten Seriennummern ausgestattet, was die Identifikation noch schwieriger macht.

Vielleicht hat damals auch keiner gedacht, dass über 50 Jahre später diese Arme und dessen Stellung einem Sammler von grosser Bedeutung ist, nicht nur weil er so nahe ans Original bei der Restaurierung kommen will, sondern auch, da es weltweit vermutlich nur noch ganz wenige 8006 gibt, meines Wissens aber nur eine Einzige restaurierte mit verschränkten Armen nahe am Original.

So war diese Hindsgaul „On the seaways“ 8006 mit falschen Armen versehen, als ich sie mit einer ebenfalls äusserst seltenen Group 2 und einer La Femme (beide auch von Hindsgaul) im Internet auf einer Verkaufsplattform ersteigerte. Ihre linke Brust war eingedrückt und verschiedene Lackschäden waren zu sehen. Es lohnte sich aber, sie wieder zu neuem Leben zu erwecken, weshalb ich sie auch restaurieren liess – nach meinen Vorstellungen, d.h. nach meinem Konzept.


Da wurde geputzt, geschliffen und gespachtelt. Ich gab die Farbe, das Makeup und die finale Armstellung vor, für die ich aber mehrere Monate brauchte und stundenlang in meinem Ersatzteilarchiv nach passenden Teilen suchte. Schon nach kurzer Zeit fand ich zumindest den linken, passenden Arm mit Hand, den ich in einer Plastiktüte schön säuberlich angeschrieben in einer der Kisten mit Teilen entdeckte.


Später fand ich noch einen angewinkelten rechten Arm und eine Hand, wobei wichtig war, dass der Oberarm nicht an der Brust streifte. Diese Stellung gefiel mir aber nicht besonders, da auch die nach oben gerichtete Hand fehlte, welche sich auf den Oberarm stützen sollte (siehe Katalogbild unten).



