Ein bischen grimmig schaut sie schon drei, aber auch selbstbewusst mit dem in die Hüfte gestützten rechten Arm. Super gestylt in diesem Safari-Look.
Ich hatte im vergangenen Jahr gleich zwei Mal das Glück eine New John Nissen „Jeunesse“ mit der Seriennummer CT 14 zu kaufen. Leider bei der einen mit nicht ganz konformen Teilen, wie sie im Katalogbild von damals zu sehen ist.
New John Nissen „Jeunesse“, Original-Katalogbild CT 14 (links)Schon vor meinem Kauf dieser CT 14 wurde sie etwas aufgehübscht und erhielt vom Vorbesitzer ein paar Sommersprossen im Gesicht….Kurz nach dem Kauf beim Vorbesitzer: erstes Foto und ein erster Check, ob wirklich alle Teile entsprechend dem Katalog die identische Seriennummer tragen. Das war hier der Fall…. Es ist eine CT 14!Im Vergleich zur New John Nissen „Jeunesse“ CT 14 oben, hier kurz nach dem Kauf beim Verkäufer gemachtes Foto meiner zweiten CT 14, mit einer falschen rechten Hand…..
Man sieht im obigen Vergleich der beiden New John Nissen „Jeunesse“ CT 14-Figuren, dass bereits eine andere Handstellung, als es original gedacht war, das Gesamtbild, die generelle Erscheinung wesentlich verändert.
Meine zweite New John Nissen „Jeunesse“ CT 14 mit falscher Hand, zusammen mit einer Almax (links)…
Mit einer CT 14 lässt sich wie oben noch gut eine Stimmung erzeugen (mit einer Almax zusammen).
Anhand der obigen letzten Bilder sieht man deutlich wie ungewöhnlich am Ende eine Körperhaltung werden kann, wenn wahllos verschiedene Teile, auch von der selben Serie, vom selben Hersteller, zusammengestellt werden. Aber ich kaufte diese trotzdem. Ich mag diese Serie mit den speziellen Gesichtern….
Unter Sammlern spricht man beinahe etwas andächtig und leise über diese sehr beliebte Serie namens „Campus“ von New John Nissen. Gepriesen, fast wie ein heiliger Gral, wird ihr lebensechtes Äusseres, welches mit einer eindrücklichen Raffinesse, auch mit sehr viel Detailverliebtheit, immer wieder für „Wouww“-Effekte sorgt. Manche Posen sind etwas „gewöhnungsbedürftig“, da auf den ersten Blick etwas seltsam. Aber dies ist ja genau das, was John Nissen-Figuren so aussergewöhnlich machen: sie fallen auf, man schenkt ihnen einen zweiten Blick, vielleicht noch mehr Beachtung, als bei einer Schaufensterpuppe eines anderen Herstellers. Ich habe dieses Bild auf der Smug-Mug-Webseite von James Doiron, einem Freund von mir aus Kanada gefunden, welches aus den 90er-Jahren zu stammen scheint.
Bild aus Originalkatalog: New John Nissen Campus Y 08
Der Hersteller hat damals auch einen Katalog produziert, in welchem kunstvoll die angebotenen Mannequins abgebildet waren, in Schwarz-Weiss und mit einem möglichst neutralen Hintergrund. Die Massangaben sowohl in Inches, wie auch in Zentimeter sollten den Käufern, vorwiegend Dekorateure, dadurch die Möglichkeit geben, bereits beim Erstellen von Konzepten die passenden Schaufensterpuppen zu besorgen.
11 Oscars hat James Cameron’s Filmepos gewonnen und die Szene auf dem Bug mit Jack (Leonardo di Caprio) und Rose (Kate Winslet) ging in die Geschichte ein, vor allem, als sie die Arme weit ausstreckt, so als würde sie fliegen wollen und er sie von hinten festhält. Freiheit, sich fallen lassen, Vertrauen haben. Das berührt fast jeden, weshalb diese Pose in die Filmgeschichte einging und man beim Begriff „Titanic“ zuerst diesen romantischen Moment vor Augen hat. Ja, mal Jack sein, dürften sich einige Männer gewünscht haben, aber auch Frauen würden sicher gerne in vielerlei Hinsicht wie Rose fliegen können.
Sie heisst Britt, hat eine Spannweite von 1,67, wurde in den 80er-Jahren von der belgischen Firma New John Nissen hergestellt und trägt die Seriennummer A12. Die Serie selbst heisst „Liberty“ (dt. „Freiheit“). Diese Pose steht für vieles; auch für Befreiung von Konventionen, was vermutlich die Botschaft gewesen sein dürfte, als New John Nissen lange vor „Titanic“ die A12 produzierte.
Seit sehr vielen Jahren besitze ich eine A12, aber mit dem Gesicht von Belle.
Zudem hat sie die falschen Arme; und ohne diese ausgestreckten Arme verliert die Figur natürlich den Sinn der Pose „Freiheit / Fliegen“. Also wünschte ich mir, eines Tages die korrekten A12-Arme kaufen zu können. Und siehe da: ein paar Jahre später kaufte ich ein Konvolut an Mannequin-Teilen und zu meiner Überraschung waren in einer Kartonschachtel zwei A12-Arme, die ich nun bei meiner A12 montieren konnte.
Danach kam die Idee auf, eines Tages mit meiner A12 die weltberühmte Szene auf dem Bug von „Titanic“ nachzustellen: ich quasi als Jack und meine Belle als Rose. Im Sommer 2023 war es dann endlich soweit. Ich ging mit einer Kollegin und meiner Belle zu einem Piratenschiff auf einem verlassenen Spielplatz und hatte bereits im Kopf, wie ich dieses Bild später in KI umsetzen könnte.
Aber vom Ergebnis bin selbst ich überrascht, als ich gestern ein paar Stunden fand, um an diesem kleinen Projekt zu arbeiten und zu experimentieren. In den mir zur Verfügung stehenden Programmen, die mit künstlicher Intelligenz KI die selber erstellten Bilder generieren, kann man auch mit ausgeklügelten sog. „promps“ (Befehlsketten bei der Eingabe von Begriffen zur Komposition von Bildelementen und ganzen Szenen) diese Pose von Rose nicht genau erzeugen. Hingegen ist es im Programm tengr.ai möglich auf zum Beispiel eigene Bilder zuzugreifen und diese nachher verändern. Mit Schiebereglern ist es möglich den Grad der Veränderung zu bestimmen, was das Programm schliesslich selber erledigt, aber mithilfe von je nach dem präzisen Angaben im prompt lässt sich das Ergebnis beeinflussen und steuern. Das ist der schlussendlich entscheidende, kreative Prozess. Je besser die Beschreibung und die Keywords sind, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit dieses Resultat zu erhalten, das man sich gewünscht hat. Wenn also KI aufgrund einer Vorlage, wie im hiesigen Beispiel anhand der A12, die Grundstruktur der Pose von Rose anhand der Pose von der New John Nissen „Liberty“ schon als Hauptberechnungsmerkmal vor sich hat, muss man sie nicht mehr in den Prompt mit aufnehmen und man kann sich dort auf andere wichtige Details durch präzise Begriffswahl konzentrieren. In meinem Fall in einer etwas tieferen Modifikationsstufe zunächst einmal die Änderung der Darsteller: also ich werde durch Leonardo di Caprio ersetzt und Belle durch Kate Winslet:
In einer weiteren Stufe, bei der man an den Schiebereglern Hand anlegt, kann man wie ein DJ in der Musik, ein quasi Feintuning bei der Erzeugung der Bilder vornehmen.
So lässt sich zum Beispiel auch ein Hintergrund individuell gestalten, oder aber die Wahl der Kleider, wobei die ursprüngliche Farbgebung der Vorlage bleibt, so lange man keinen Befehl für eine Farbänderung im Prompt eingibt. In diesem Fall dieses hellblaue Kleid von meiner A12. In einer weiteren Stufe kann man noch mehr Emotionen in das Gesamtbild packen…..
….oder schliesslich völlig losgelöst von der ursprünglichen Vorlage, ohne diese Pose mit den ausgestreckten Armen, Jack und Rose per KI einen romantischen Moment schenken, in dem es nur so knistert!
Ehrlich gesagt: ich wäre gerade gerne Jack…! Nein, halt: ich bin Jack, denn ich habe meine Belle, meine A12, die neben meinem Pult im Büro steht, mit ihren ausgebreiteten Armen und mich täglich daran erinnert, was Freiheit bedeutet und mich auffordert jeden Moment des Lebens im Augenblick zu geniessen, wie Rose im Film „Titanic“.
Englisch text:
James Cameron's film epic won 11 Oscars and the scene on the bow with Jack (Leonardo di Caprio) and Rose (Kate Winslet) went down in history, especially when she stretched her arms out wide, as if she wanted to fly and he did holding her from behind. Freedom, letting yourself go, having trust. This touches almost everyone, which is why this pose has gone down in film history and why you first think of this romantic moment when you hear the word “Titanic”. Yes, some men might have wanted to be Jack, but women would certainly also like to be able to fly like Rose in many ways.
It's called Britt, has a wingspan of 1.67, was manufactured in the 80s by the Belgian company New John Nissen and has the serial number A12. The series itself is called “Liberty”. This pose represents many things; also for liberation from conventions, which was probably the message when New John Nissen produced the A12 long before "Titanic".
She also has the wrong arms; and of course without those outstretched arms the figure loses the meaning of the "freedom/flying" pose. So I wish I could buy the correct A12 arms one day. Lo and behold: a few years later I bought a collection of mannequin parts and to my surprise there were two A12 arms in a cardboard box that I could now mount on my A12.
Then the idea came up to one day recreate the world-famous scene on the bow of "Titanic" with my A12: me as Jack and my Belle as Rose. In the summer of 2023 the time had finally come. I went with a colleague and my Belle to a pirate ship in an abandoned playground and already had in mind how I could later implement this image in AI.
But even I was surprised by the result when I found a few hours yesterday to work and experiment on this little project. In the programs available to me, which use artificial intelligence (AI) to generate the self-created images, you cannot accurately pose Rose in this pose, even with sophisticated so-called "promps" (chains of commands when entering terms for the composition of image elements and entire scenes). generate. On the other hand, in the tengr.ai program it is possible to access your own images and change them afterwards. With sliders it is possible to determine the degree of change, which the program ultimately does itself, but with the help of precise information in the prompt, the result can be influenced and controlled. This is the ultimately crucial creative process. The better the description and keywords are, the greater the likelihood of getting the result you wanted. So if AI already has the basic structure of Rose's pose based on the pose of the New John Nissen "Liberty" as the main calculation feature based on a template, as in the example here using the A12, it no longer needs to be included in the prompt You can concentrate on other important details through precise choice of terms. In my case, in a slightly deeper level of modification, first of all the change in the actors: I am replaced by Leonardo di Caprio and Belle by Kate Winslet:
In a further stage, where you work on the sliders, you can, like a DJ in music, fine-tune the creation of the images.
So lässt sich zum Beispiel auch ein Hintergrund individuell gestalten, oder aber die Wahl der Kleider, wobei die ursprüngliche Farbgebung der Vorlage bleibt, so lange man keinen Befehl für eine Farbänderung im Prompt eingibt. In diesem Fall dieses hellblaue Kleid von meiner A12. In einer weiteren Stufe kann man noch mehr Emotionen in das Gesamtbild packen.....
....or finally, completely detached from the original template, without this pose with the outstretched arms, give Jack and Rose a romantic moment via AI that just sizzles!
To be honest: I would like to be Jack right now...! No, wait: I'm Jack, because I have my Belle, my A12, who stands next to my desk in the office, with her arms outstretched and reminds me every day what freedom means and asks me to enjoy every moment of life in the moment, like Rose in the movie "Titanic".
Sie stehen oder standen oft hinter Glas in übergrossen Vitrinen, am Rande von dröhnendem Verkehrslärm, in welchem man auch unter lebenden Menschen hatte laut reden oder gar schreien müssen, um sich zu verständigen: dabei spreche ich von Mannequins, die wortlos Mode präsentieren und trotzdem die Aufgabe hatten eine Botschaft zu vermitteln, ein Gefühl zu transportieren, mit dem Ziel bei Kunden Aufmerksamkeit zu erregen. Die Körpersprache ist dabei ein wesentliches Merkmal der Kommunikation – und Leslie von der Firma New John Nissen, aus der Serie „Beauties“ mit der Nummer PW 03 ist ein schönes Beispiel dafür.
Plattencover von „It’s a beautiful day“ von 1969
In einem Brockenhaus (Antik-Laden) kaufte ich eine Schallplatte aus dem Jahre 1969, alleine des Cover-Bildes wegen, weil die schöne, junge Frau in ihrer Geste mit verschränkten Händen hinter dem Kopf eine bestimmte Anziehungskraft auf mich ausübte. Sie steht auf einem Felsen, trägt einen Sommer-Sonnenhut und eine leichte Brise lässt ihr Kleid im Wind wehen. Unbeschwertheit, ist das erste Wort, welches ich mit diesem idyllischen Bild in Verbindung bringe; was sich natürlich auch im Titel „It’s a beautiful day“ widerspiegelt. Sind wir nicht auch schon in dieser Pose auf einer Strandliege gelegen, völlig entspannt, mit den Armen hinter dem Kopf verschränkt und haben selbstgefällig dabei gedacht: „Hier bin ich restlos glücklich, im ewigen Jetzt angekommen, wo ich nie mehr freiwillig weggehen würde…“? Die Wissenschaft sagt, dass diese Pose etwas mit Offenheit zu tun habe, ein Signal sich in der Gegenwart eines anderen Menschen sicher und unbedroht zu fühlen. Man zeige den Körper ungeschützt, die Arme nicht in Abwehrstellung und dennoch deutlich eine Überlegenheit in Bezug auf die Situation. D.h. mit dieser Geste wird unter anderem auch eine gewisse Dominanz präsentiert – man macht sich breit, auch etwas unnahbar.
Eines Tages entdeckte ich das Inserat von dieser Schaufensterpuppe (Bild) und wusste natürlich gleich, dass ich sie haben musste. Ich fuhr nach Bern und sah sie staubig und etwas unansehnlich in einem dreckigen Bretterverschlag, neben alten kaputten Möbeln und einem Leiterwagen stehen. „Du musst ein neues Zuhause haben, dringend!“ dachte ich, zerlegte sie und nahm sie mit nach Hause.
Eine New John Nissen „Beauties“ PW03 in einem Kellergewölbe, kurz nachdem ich sie gekauft hatte.
In ihrem neuen Heim angekommen, erhielt sie natürlich, wie fast jede meiner Puppen zunächst eine Dusche. Doch es wusch im Gesicht gleich die oberste Farbschicht weg und darunter erschien eine weisse Schicht mit Ölfarbe, die irgend welche Vorbesitzer aufgetragen hatten.
Beim waschen der Schaufensterpuppe, verlor sie die oberste Farbschicht aus (wasserlöslichem) Acryl und darunter kam eine weisse Schicht mit Ölfarbe zum Vorschein.
Mit viel Aufwand schliff ich diese Farbe weg, damit die Oberfläche wieder glatt war und das Mannequin restauriert werden konnte.
Dann machte ich mich auf die Suche nach einer passenden linken Hand, die ja am Ende dennoch nicht optisch, oder fototechnisch ins Gewicht fällt, da ich ohnehin davon ausging – wie im originalen Katalogfoto -, dass die beiden Hände bei der fertig restaurierten und gestylten Figur von der Perücke verdeckt werden würden.
Mir schwebte aufgrund dieses Bildes eine sinnliche Göttin vor, ein venusartiges Wesen, die eben nicht breitbeinig dasteht, weshalb ich nicht die Originalbeine genommen habe (die ich an Lager gehabt hätte), sondern die Beine, welche ich mit der Puppe kaufte, die eine für mich treffendere Botschaft implizierte. Es sind PW16-Beine aus der selben Serie.
Es vergingen Wochen und ich tüftelte an einem Make-Up herum, das in diese Richtung (Foto) gehen musste. Verträumte Geste, pure Sinnlichkeit, auch ein wenig Selbstverliebtheit….
Und gestern habe ich die Schöne fertig restauriert abgeholt und mit einer rötlichen Perücke ausgestattet, wie einst Botticelli bei seinem Bild „Die Geburt der Venus“….
Kurz nachdem ich damals, am 08. Juli 2019, über meine neu erworbene „Grace“ von New John Nissen aus der Serie „Beauties“ hier im Blog schrieb und sie als „Aphrodite“ bezeichnete, konnte ich noch nicht ahnen, dass im Dezember 2021 eine weitere PW12 aus dieser Serie in meine Sammlung einziehen würde, aber ich konnte auch nicht ahnen, wie meine „Aphrodite“ bei einem Sturz in der Wohnung schwer beschädigt wurde und komplett restauriert werden musste. Dieser Salto rückwärts mit unsanfter Landung wurde durch eine mir bekannte Person ausgelöst, worauf die Versicherung die Reparatur bezahlte. Vor kurzem kam sie zurück und ich machte ein paar Fotos, die ich hier gerne präsentiere. Ich verweise noch mit dem Link auf den Artikel über sie von 2019:
Für einen erstaunlichen Umstand kann ich garantieren: bei der Figur von New John Nissen aus der Serie „Attitude“ mit der Seriennummer F07, die ich seit diesem Jahr besitze, ist der rechte Arm an der Schulter absolut passgenau und in der Schulterkupplung – wie gewohnt – steht die Seriennummer, die auch F07 lautet, wie im Katalog.
Die beiden Bilder oben entstammen dem Originalkatalog aus der New John Nissen-Serie „Attitude“ mit der Nummer F07, bei der es offenbar auch eine andere Variante mit angehobenem rechtem Arm und einer gespreizten Hand gab.
Als Auszeichnung erhielt sie vor zwei Wochen den Preis „Bunny of the week“, (den goldenen Hasen) eine sehr begehrte Trophäe bei meinen Girls. Aber sie hat diesen Titel verdient, zumal ich nun sicher 6 Jahre oder mehr gewartet habe, bis der Vorbesitzer sie überhaupt zu einem annehmbaren Preis verkaufte. Sie ist in einem absoluten Topzustand und besitzt (wie bei der Beauties-Serie) ein Loch im Hintern, in welches man den Vierkantdorn einer Standplatte einführen kann und sie so nicht seitlich kippt. Auf dem obigen Foto ist es eine Metallplatte, aber es geht auch mit einer Glasplatte von New John Nissen, Schläppi, Almax, oder Hindsgaul – einfach der Metalldorn muss vierkantig sein.
Der berühmte Fotograf Peter Basch hatte anfangs der 70er-Jahre sein Studio in New York bereits geschlossen, lange bevor John Nissen seine neue Firma „New John Nissen“ wieder in die Gewinnzone bringen wollte. Dessen Konzept bestand darin möglichst ausdrucksstarke Mannequins zu produzieren, welche an Detailtreue keine Wünsche mehr offen lassen sollten. Standen in den 70er-Jahren die Hindsgaul-Figuren (und auch solche von anderen Herstellern) süss und bieder, mit Röckchen und Blusen, in den Schaufenstern, mit den typischen Posen in einer noch von Männern dominierten Welt, sollte sich in dieser Epoche das gesteigerte Selbstbewusstsein der Frau auch in den Auslagen der Geschäfte widerspiegeln. Natürlich auch mit dem Ziel, die zunehmende Anzahl derjenigen Frauen, welche nun selber über die privaten Ausgaben entscheiden konnten und eine sich vermehrende Gemeinde zahlungskräftiger Kundinnen darstellte, mit Schaufensterpuppen nicht mehr freundlich zuzulächeln, sondern ganz direkt in ihnen Emotionen zu wecken. Einen Paradigmenwechsel kündigte sich bereits mit den in den 60er-Jahren produzierten, neuen Figuren von Adel Roostein an. Sie nahmen vielfach sogar äusserst exaltierte Posen ein, um Aufmerksamkeit zu erzielen, wirkten sinnlich, bis sogar pittoresk.
Bereits 20 Jahre vorher, in den goldenen 50er-Jahren, feierte Peter Basch den wohlgeformten Frauenkörper als Gesamtkunstwerk, liess aber seine Modelle auch immer öfters dieses Gefühl innerer Befreiung zeigen, in stolzen Posen, oder in emotionalen Haltungen.
Einige seiner Bilder sind zu Ikonen der Fotografie geworden, hängen in Museen und inspirieren Generationen von Künstlern bis in die heutige Zeit. Ich greife nun eines seiner Bilder heraus, welches ich absichtlich gespiegelt habe, um die augenfällige Übereinstimmung noch deutlicher hervortreten zu lassen:
Foto Peter Basch, unbekannter Akt in den 50er-Jahren (spiegelverkehrt)
Diese schöne Frau im Halbakt, ein Foto von Peter Basch aus den 50er-Jahren, zeigt eine statuenhafte Pose, die ein wenig an eine griechische Göttin erinnert. Der Blick ist stolz, weit, sinnlich, in Gedanken versunken. Sie scheint gerade ihr dichtes Haar nach hinten in den Nackenbereich zusammenfügen zu wollen. Die rechte Hand am Haaransatz und die linke Hand bereits im Haar, hinter dem aus vermeintlich Marmor bestehenden Hals und Oberkörper, kämmend. Die lange Robe aus Satin mit der speziellen Lichtführung weckt Erinnerungen an Maler früherer Epochen. Der Hintergrund ist zerrissen, gesprengt von einer Rose. Ein Bild mit Symbolcharakter, gerade für diese Zeit nachdem zweiten Weltkrieg.
Ist dies eine für Frauen typische Haltung? Oder ist sie eher aussergewöhnlich, was ihren Eindruck auf den Betrachter noch verstärkt?
Bild aus dem Mannequin-Originalkatalog von New John Nissen, Serie „Act01“, mit der Figurennummer L 09. Die Pose ähnelt überraschend der Fotografie aus den 50er-Jahren von Peter Basch
Die Figur Nummer L 09 aus der Serie „Act 01“ von New John Nissen ähnelt aus meiner Sicht überraschend der Fotografie des Halbaktes aus den 50er-Jahren von Peter Basch, ein Bild, das ich kürzlich zufällig in einem meiner alten Hefte mit Bildern von Peter Basch fand, die ich vor einiger Zeit in einem Brockenhaus kaufte. Und wie so einige „Zufälle“ im Leben so spielen, konnte ich vor einigen Jahren eine New John Nissen „Act 01“ mit der Nummer L09 erstehen und wusste doch relativ bald, welches Kleid ihr am besten passen würde, notabene, ohne damals das Bild von Peter Basch zu kennen:
Meine New John Nissen, „Act 01“, mit der Seriennummer L 09
Irgendwie schien mir dies bei einer solchen Pose auch folgerichtig zu sein (und bei so einem statuenhaften Körperbau sowieso), den Oberkörper für das Foto in meinem Buch „The secret desires of mannequins“ bis zur Hüfte zu entblössen. Wie eine wunderbare Blüte (Calla Lilie) aus ihrem Kelchblatt sich windet, räkelt sich die „Act 01“-Schaufensterfigur aus ihrem Kleid. Die Figur strahlt eine Art neues Selbstbewusstsein aus; für die damalige Zeit revolutionär: aufblühend und unabhängig, schön und alles andere, als ein „Mauerblümchen“ (wie man über Frauen sagte, die im Schatten ihrer Männer standen).
Ist dies also reiner Zufall, oder hatte John Nissen seine Ideen bei Peter Basch geholt? Wir wissen es nicht. Die Übereinstimmung ist frappant.
Marie Helvig von Adel Roostein
Im letzten Bild oben erkennt man eine von der Pose her vergleichbare Figur bei Adel Rootstein: Marie Helvig
Eine neue „Attitude“ von New John Nissen hat den Weg zu mir gefunden. Über meine erste Figur aus dieser Serie (F06 Torso und F05 Beine) hatte ich bereits vor vier Jahren einen Artikel hier geschrieben:
Nun kommt eine weitere Figur hinzu, die zwar in ihrem bisherigen Leben einige Blessuren abbekam, vor allem im Gesicht. Aber dies lässt sich restaurieren. Mir ist es wichtig, dass sie gerettet wurde, denn wie ich vernahm, wäre sie beinahe zersägt worden.
Ich glaube man sieht es ihr förmlich an, als sie verträumt aus dem Seitenfenster meines Autos blickte (Bild 01), hoffnungsvoll in ihre neue Zukunft. Fast schon in royaler Geste winkte sie mir zurück, als ich als „Paparazzo“ ihre Ankunft in Bildern festhielt (Bild 02). Noch bevor sie richtig geputzt werden wird, hatte sie ihren ersten Fototermin im Atelier. Kurze Haare stehen ihr gut und lenken ein wenig von den „Kampfspuren“ aus vergangenen Tagen ab (Bild 03 und 04).
Ihr Torso trägt die Nummer F03, wie ihre Arme auch. Die Beine sind mit der Nummer F08 angeschrieben und in einem erstaunlich guten Zustand.
Im Vergleich zu meinen Bildern ist ihr Originalzustand anhand vom Katalogbild ersichtlich (Bild oben). Nach der Restaurierung wird sie diesen Zustand wieder annehmen.
Ich finde es immer besonders spannend, wenn ich versuche nicht deklarierte Schaufensterfiguren zu identifizieren. Dabei trainiere ich mein umfangreiches Wissen über Mannequins, lerne aber auch immer wieder Neues hinzu. So sehe ich mir wöchentlich dutzende Inserate im Internet an, ohne diese aber zu kaufen, einfach so aus Neugierde und einer Art Bildungshunger, den ich schon in meinen Kindertagen ausgeprägt entwickelte. Waren es vor 50 Jahren die sorgfältig gesammelten Briefmarken, welche ich in den Katalogen suchte und entsprechend den Serien und Ländern in die Bücher einsortierte, sind es heute Schaufensterpuppen, welche ich so gut wie möglich versuche zu identifizieren und damit einem Hersteller, bzw. in eine Serie zuzuordnen. Eine besondere Herausforderung, wie ich meine, ist die Bestimmung von Mannequins, die in Filmen vorkommen. Im Film „Mannequin“ aus dem Jahre 1987 stachen mir in erster Linie die beiden Figuren von Sam Curtis (X12) und Helen Greenwood (V09) – beide von Rootstein – ins Auge, was aber auch nicht unbedingt eine hohe Kunst bedeutet, da ich beide in meiner Sammlung habe.
Rootstein’s Sam Curtis X12 im Film „Mannequin“ aus dem Jahr 1987
Mit diesem angewinkelten Arm und der gesamten Körperhaltung sticht Sam Curtis natürlich schon aus allen anderen Mannequins heraus, wodurch sie zumindest für Profis leicht wiederzuerkennen ist.
Die Hauptdarstellerin – hier noch im Lebendig-Modus – schreitet durch das Schaufenster und gesellt sich zu Sam Curtis X12 (rechts) und Helen Greenwood V09 (links im roten Kleid). Szene aus dem Film „Mannequin“ (1987)
Auch Helen Greenwood (V09) fällt sofort durch ihre eigentümliche Pose auf, mit den beiden vom Körper weggestreckten Armen (s. Link)
Ein Einbrecher im Laden (Film „Mannequin“. Die Identifizierung ist schwierig….
Vermeintlich lebendig: eine Schaufensterpuppe im Film „Mannequin“ von 1987 gibt einem Einbrecher Rätsel auf. Doch nur der Hauptdarsteller kann sie als eine lebendige Frau sehen (zumindest vorerst). Nachts zum Leben erweckt, will sie mit Jonathan im Einkaufscenter, aber auch ausserhalb des Gebäudes viele gemeinsame Abenteuer erleben.
Sie düsen auf dem Motorrad zusammen durch die Gegend. Der Hauptdarsteller in „Mannequin“ und seine zeitweise lebendig werdende Freundin, die tagsüber unbeweglich als Schaufensterfigur im Laden steht. Jonathan und Emma verlieben sich……„Handgepäck“…. Schnell die Freundin unter den Arm geklemmt; Emma als Schaufensterpuppe (tagsüber).
Ich habe mir einige Bilder (Stills) dieser Schaufensterfigur angesehen, die Emma darstellen soll. Leider ist es mir bis jetzt nicht gelungen die Manufaktur zu eruieren.
Eine Schaufensterpuppe wird zeitweise lebendig – Emma…. Jonathan wählt diese Figur in der Herstellerfirma und weiss noch nicht, dass sie eines Tages lebendig wird…..
Die obigen beiden Fotos (Auskopplungen aus dem Video) zeigen das Mannequin, welches im Film lebendig und Emma heissen wird. Selbst wenn man viel von ihr sieht und im Hintergrund die Manufaktur sichtbar ist, gelang es mir bisher nicht, diese Figur einem Hersteller rund einer Serie zuzuordnen. Falls es ein US-amerikanischer Hersteller ist, käme noch D.G. Williams in Frage. Eine Rootstein ist es eher nicht….
Dies ist eindeutig eine Rootstein; doch den Seriennamen kenne ich nicht….
Aus meiner Sicht ergibt sich aus der Analyse beinahe zweifelsfrei, dass bei der Präsentation auf dem Bootsdeck im Film „Mannequin“ (1987) sich keine Figuren von Rootstein, sondern von New John Nissen befinden.
Die Dame ganz rechts hinten an der Reling im blauen Kleid, die über die rechte Schulter schaut und den linken Arm in die Taille gestützt hat und der rechte Arm gerade ist, mit der Hand auf dem Oberschenkel und das rechte Bein leicht nach vorne gestellt, ist die Leslie von New John Nissen aus der Serie „Beauties“mit der Seriennummer PW08 (siehe Katalog).
Manche Figuren sind mit einigen, kleinen Abweichungen baugleich; so ist die Leslie PW06 lediglich mit einem rechts auch mit einem in die Taille gestützten Arm ausgestattet (s. mein Beitrag über die PW06).
Die beiden gelb und weiss gekleideten Mannequins links sind ebenfalls New John Nissen Figuren, möglicherweise Jenny PW 22 (links) aus der Serie „Beauties“ und Leslie PW 13 aus der selben Serie.
Es
Die Figur unter dem dem Disney-Logo im obigen Standbild ganz links, die eine Art Hosenanzug in orange-roter Farbe trägt, ist schwierig zu identifizieren, weil sie eine Haltung aufweist, die mindestens drei Figuren in einer ähnlichen Pose aufweisen und man leider keine wirklichen Details erkennen kann. Unbestreitbar ist es ein New John Nissen-Mannequin aus der „Beauties“-Serie; aber es könnte eine Leslie (PW07), oder eine Jenny (PW10), oder eine Grace (PW12) sein. Würde man das Gesicht sehen, wäre die Einschätzung einfacher….
Der „Belle“-Kopf mit dem zugespitzten Mund von New John Nissen, der sich anzuschicken scheint, gleich sein Gegenüber küssen zu wollen, finde ich mit Abstand der schönste von allen, die von der Auswahl zur Verfügung stehen.