„The 6 ft Goddess“ Lisa Butcher – Frieze RF08 Mannequin von Adel Rootstein

Manche Schaufensterfiguren sind schwer zu identifizieren, weil es kaum eine in Buchform, oder im Internet verfügbare Informationsquelle gibt. Viele Sammler weltweit schreiben mir, wie professionell und informativ dieses Blog hier über Mannequins sei. Vor wenigen Tagen überschritt die Zahl der Besucher 36’000! Vielen Dank für euer Interesse! Mich ehrt dies besonders, da ich kein Mitglied von Facebook, Twitter & Co. bin; absichtlich nicht, um hier wirklich denjenigen Menschen Zugang zu verschaffen, die mit gezielten Sachbegriffen sich Wissen aneignen wollen, so umfassend wie möglich. Dieses Blog nenne ich auch eher scherzhaft, mit einem Schuss Eigenironie: „Püppipedia“– ein Wikipedia über Schaufensterfiguren.

Aber selbst ich komme nicht selten ins Grübeln, wenn ich auf einer Plattform im Internet Fotos ohne genauen Beschrieb entdecke, oder wie im vorliegenden Fall den Namen „Jasmin“ bei einer Rootsteinfigur als eher verwirrend ansah. Durch die im Inserat angegebene Serienbezeichnung und die Seriennummer „Frieze RF08“ war meine Verblüffung noch grösser, ging ich doch davon aus, dass es von „Yasmin le Bon“ nur einen Kopf gebe, der für verschiedene Bodys verwendet wurde. Ratlosigkeit. Das Internet gab die Identität des Mannequins nicht her; und da mein Freund Ralf Bischoff vor zwei Jahren verstorben war, der mir sofort hätte Aufschluss geben können, wartete ich bis nach den Ferien von Hasan, der sich wie kaum ein anderer in der Branche auskennt und meiner Ungeduld endlich ein Ende bereiten konnte: „Lisa Butcher“ heisst die Schöne. Sie war in den 80er- und 90er-Jahren eines der gefragtesten, britischen Models, sowohl auf dem Catwalk (Laufsteg), als auch für Fotoshootings. Die 183 cm grosse, schlanke Powerfrau wurde von einem Hofberichterstatter der royalen Familie achtungsvoll „The 6 feet Goddess“ genannt; die „6 Fuss grosse Göttin“.

Lisa Butcher startete nach ihrer Modelkarriere, die sie mit 15 Jahren begann, als TV-Moderatorin durch und betreibt heute ein auf buddhistischen Grundätzen basierendes Heilzentrum in England, namens Sakti.

https://www.sakti.co.uk/about-contact/

Bei Gelegenheit werde ich hier noch mehr Text und Bilder anfügen….

Folgendes Bild. Ich kaufte also eine Lisa Butcher, die wunderbar in meine Sammlung passt von Tanja‘ Mannequins (Bild Coyright).

Königin „Neferet iti“, od. „Nofretete“ (dt. „Die Schöne ist gekommen“) inspirierte John Galiano (Dior). Wer steckt in diesem royalen Kostüm? Erin O’Connor!

1912 wurde von Ludwig Borchardt während einer Ausgrabung eine der bedeutendsten Funde seit der Forschungstätigkeit im Bereich der Altägyptischen Kultur gemacht: er fand die lebensgrosse Büste der Königsgemahlin von Echnaton, „Neferet iti“ (Nofretete). Das aus Kalkstein und Gips gefertigte Abbild dieser weltberühmten Pharaonin kann man im Mesum in Berlin bestaunen und gehört zusammen mit den Grabbeigaben von Tut Ench Amun zu den bedeutendsten Schätzen der Menschheitsgeschichte.

 

Nofretete (History today)

Schon ihr Blick, die Linien des Profils, ihre strengen und doch ästhetischen Gesichtszüge; sie war vielen Künstlern auch rd. 3’600 Jahre später eine Inspiration. John Galiano von Christian Dior kreierte ein opulente Modenschau zu diesem Thema und liess ein damals weltberühmtes Modell über den Laufsteg schweben (vgl. Fotos weitr unten).

 

 

 

 

 

Erin O’Connor als Königin „Nefertari“ (VOGUE, 24.11.2017)

Natürlich ist sie wie auf den ersten beiden Bildern oben kaum zu erkennen: Es ist Erin O’Connor, einer der Supermodels der 90er-Jahre. Auch sie ist der Firma Adel Rootstein für eine Kollektion Modell gestanden (im Schwarz-Weiss-Bild oben rechts, nebeneinander die echte Erin O’Connor und links ihr Ebenbild als Rootstein-Mannequin). Die eine Figur aus der Serie „Supermodels“ trägt die Nummer ER01 (mit derjenigen Pose, in welcher sie mit der rechten Hand sich an die Wange fasst). Wie eine Göttin, so schön ist sie…. (mehr Infos und Bilder hier demnächst….)

Donna aus der Serie „Swoon“ von der amerikanischen Manufaktur Patina V, mit der Nummer SW9 / DP

Der Serienname „Swoon“ (dt. „die Verzückung“) trifft so ziemlich genau mein Gefühl der Begeisterung für dieses Mannequin, als ich sie zum ersten Mal sah. Sie sass in der Ecke von einem Lager an einem Pult des Verkäufers in der Nähe von Stuttgart, der sie noch nicht im Internet ausgeschrieben hatte, dies aber beabsichtigte. Das kam für mich nicht in Frage und ich kaufte die Dame gleich vom Pult weg. Zwar sah ich, dass sie nur mit einer braunen Farbschicht neu koloriert und vorher hellbeige war, wonach auch nur der kleinste Abplatzer sichtbar werden würde. Egal, diese feurige Latina mit den langen, schwarzen Haaren kam mit, auch wenn mir nicht jedes Detail an der Figur gefiel. Ich hätte natürlich auch noch gerne gewusst, von welchem Hersteller sie stammte. Denn nirgends war die Seriennummer zu finden. Der Verkäufer meinte, er wisse es nicht und so hatte ich über Jahre hinweg nur den Verdacht, es könnte eine Patina V sein. Sowohl das Gesicht schien mir typisch, als auch jene dünne, vierkantige Bolzenverbindung an den Handgelenken mit den beiden Kügelchen zur Arretierung, technisch von höchster Qualität. Bis vor wenigen Tagen war ich mir unsicher, bis ein Sammlerkollege mich über die wahre Identität aufklärte. „Donna“ heisst sie und stammt aus der Serie „Swoon“ von Patina V und trägt die Seriennummer SW9 / DP, die an einem Handgelenk noch ganz schwach und sehr undeutlich zu lesen ist.

Da die Augen beim Make-over des Vorbesitzers etwas klein und zu gelblich geraten sind, klebte ich welche in einer Bernsteinfarbe hinein, die aus einem 3D-Drucker stammten.

24781594457_aa02a409c9_o.jpg

27396342697_74171d85b4_o.jpg

Auf mich wirkte sie wie eine altägyptische Pharaonin, weshalb ich ihr einen goldenen Thron kaufte und einen passenden Halsschmuck mit Skarabäen umhängte. Bis dahin wusste ich ihren wahren Namen nicht. Obwohl keine meiner Figuren einen durch mich verliehenen Namen trägt, machte ich bei ihr eine Ausnahme und taufte sie Djet-cheb-neb-iret-nes, entsprechend einem altägyptischen Frauenname, was so viel bedeutet wie: „Die etwas sagt, was man dann für sie ausführt.“ Dieser fast 4’000 Jahre alte, kraftvolle Name passt zu meiner (la) „Donna“ (ital. „Frau“).

Der Körper mit der Seriennummer SW9 stammt aus der „Swoon“-Kollektion…..

IMG_4575.JPG

IMG_4577.JPG

IMG_4578
Sitzende Figur aus der „Swoon“-Serie von Patina V

…. und der Kopf ist derselbe wie Donna aus der Serie „The Look“.

 

20200426_200806.jpg

20200426_201013.jpg

 

 

Eine Figur aus der Serie Fascionable mit dem offiziellen Namen „Dorothy“von New John Nissen, mit der Nr. AW 24

Die New John Nissen Serie „Fascionable“, die auch von der Schweizer Firma Schläppi in Lizenz hergestellt wurde, lässt sich etwa ins Jahr 1974 datieren. Informationen sind rar, Kataloge kaum mehr erhältlich. Jedenfalls müssten sie geraume Zeit vor den „Beauties“– und „Chic“-Serien auf den Markt gekommen sein. Das sieht man an der Machart, an den Proportionen, die noch nicht anatomisch ausserordentlich stilsicher wirken. Ich besass aus dieser Serie zwei Figuren. Die Eine (Bilder unten) habe ich wieder verkauft und die Zweite diente als Ersatzteillager. Hier ein paar Bilder:

_NJN Katalog 001.jpg

_NJN Katalog 002.jpg

flickr, Serge O, New John Nissen, „Dorothy“ AW 24

Meine AW 24 ist die Figur links, mit leicht gesenktem Kopf…. (Bild oben).

DSC_0605.JPG

DSC_0607.JPG

DSC_0609.JPG

Seltenes Doppellabel von New John Nissen und von Schläppi

Torso und Beine AW 24. Die Arme sind von einer AW 8….. sind innerhalb der Serie kompatible….DSC_0613 DSC_0614.JPG

Unverwechselbares Gesicht. Seit zwei Tagen in meinem Besitz: eine weitere „Dorothy“ mit der Nummer AW02

Es folgen weitere Bilder, wenn sie geputzt ist….

„Dangerous“-Woman! Patina V, DG 05 vs. Figuren Jung SX-21

Wie bereits in einem anderen Beitrag über die Kopie von der Figur SR11 von Patina V aus der Serie „Siren“ erwähnt, liess sich die Firma Figuren Jung in Deutschland ab und zu auch einmal von einer Konkurrenzmanufaktur inspirieren und brachte die beinahe baugleiche SX-21 auf den Markt, die geringfügige Abweichungen zum Original aufweist.

Die gesamte „Dangerous“-Serie von Patina V ist atemberaubend schön! Die DG01 zum Beispiel eine wahre Augenweide! Aber auch die DG 05 ist sehr speziell, in ihrer Haltung und im gesamten Ausdruck, weshalb ich sie schon seit Jahren in den Top-Ten auf meiner Wunschliste hatte. Die amerikanische Originalversion ist praktisch nicht zu finden. Die Figuren Jung-Kopie SX-21 schon eher.

Patina V Dangerous, Katalog 01 (Pinterest)
Titelseite des Katalogs von der Serie „Dangerous“ des Herstellers Patina V aus den USA. Die leicht gebückte Figur links, mit der Nummer DG 05, gibt es auch als Kopie von der Firma Figuren Jung mit der Nummer SX-21.

Patina V Dangerous, Katalog 03 (Pinterest)
Die Figur Nr. DG 05 von der Firma Patina V aus den USA (Serie „Dangerous“) dürfte für das Mannequin SX-21 von Figuren Jung, durch die auffällige Ähnlichkeit, inspirierend gewesen sein.

Anm.: leider ist der Link zu diesen Katalogseiten im Internet nicht mehr aktiv!

Im Gegensatz zur DG 05 von Patina V, die einen ernsten Gesichtsausdruck hat, hat die Figur von Jung ein anziehendes Lachen. Auch die linke Schulterpartie zum Kopf hin, ist etwas mehr nach oben gezogen und die Arme so gestaltet, dass beide gewölbten Hände auf das leicht gebeugte, rechte Knie passt. So gesehen ist es keine identische Kopie, aber die DG 05 dürfte Ideenpatin gewesen sein.

3112138_xl.jpg

DIGITAL CAMERA
Fast die selbe Haltung erkennen wir bei der Jung-Figur aus Deutschland mit der Nr. SX.21, welcher vermutlich das amerikanische Mannequin DG 05 aus der Serie „Dangerous“ von Patina V als Vorlage gedient haben muss. Doch der Gesichtsausdruck ist anders, sowie die parallele Armstellung und die etwas mehr gegen das Kinn hin hochgezogene, linke Schulter. Natürlich ist auch die Technik bei der Schulterkupplung und bei der Verbindung von Torso und Beinen komplett anders, wodurch auch ohne Seriennummer, oder sonstige Bezeichnungen die Identifikation sofort möglich ist.

26259659334_834b5da2eb_o.jpg

Bilder: Jeanette Wonneberger

flickr, Jeanette, 2016-05-07 (Jung, SX-21)

 

>> demnächst wird dieser Artikel noch mit eigenen Bildern ergänzt und Links eingefügt, wo möglich.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Chanell von der Serie „Body Gossip“ mit den Nummern X01, X04, X08 und X09, des Herstellers Adel Rootstein

Von der gesamten, 12-teiligen Produktepalette innerhalb der Serie „Body Gossip“ von Adel Rootstein, sind 4 Mannequins mit Chanell bezeichnet; zwei Stellungen davon sind in stehenden (X01, X04) und zwei davon in sitzenden (X08, X09) Körperhaltungen. Unter folgendem Link kann die ganze Serie betrachtet werden. Da findet man auch den zur Übersicht notwendigen Katalog:

Blogbeitrag mit Katalog von der Serie „Body Gossip“

Dort entdecken wir auch den damaligen Werbetext zu dieser Kollektion, welche für die Zeit anfangs der 80er-Jahre schon beinahe etwas revolutionär anmutet, denn in den 60er- und 70er-Jahren war das selbstbewusste Auftreten einer Frau noch nicht in dem Masse salonfähig und normal, wie in der darauffolgenden Epoche, in der nur noch in ultrakonservativen Gesellschaftskreisen das weibliche Wesen als „schwaches Geschlecht“ betitelt wurde. Die Emanzipation begann sich in der breiten Öffentlichkeit Geltung zu verschaffen und diesem Spirit begegnet man auch in der Mannequinserie „Body Gossip“ von Adel Rootstein, wo es heisst, es sei: „…eine Kollektion, dessen Körpersprache durch lange, dünne Linien, und schlanke, sinnliche Formen, selbstsicher, selbstbewusst, bestimmt und körperbetont ist. Selbst in ihrer Gemeinschaft, sind sie voneinander unabhängig, ihrer selbst bewusst, fast schon narzisstisch veranlagt… “.  Chanell steht ja in der Figur mit der Seriennummer X01 schon ziemlich provokant da, fast mit der identischen Haltung wie Victoria mit der Nummer X11 (s. Beitrag über Victoria):

Blogbeitrag zu Victoria X11

4831626077_a68ab3d9b2_o

Die Körpersprache einer französischen „Siégle“ -Vintage-Schaufensterpuppe aus den 50er-Jahren ist zurückhaltend. Die Form des Körpers mit Wespentaille, mit den breiteren Hüften und den weiblichen Rundungen, steht im Gegensatz zu den geraden Linien und dem muskulöseren Eigenschaften in der „Body Gossip“-Serie von 1983. Die etwas ältere Siégle besitzt ein liebliches, lächelndes Gesicht und so eine ernste, fast etwas hochmütig scheinende Miene wie die Chanell.

80625278_2897061376971246_2155804678984564736_o.jpg

Chanell mit der Seriennummer X04 hat im Gegensatz zu den Posen bei X01, bei X02 und X03 (Kim Harris), bei X11 (Victoria) und X05 (Jonny), nicht nur einen Arm angewinkelt von der Seite her (einmal links oder rechts) in die Taille gestützt, sondern beide Arme sind mit hochgezogenen Schultern symmetrisch angewinkelt, wobei mit den geballten Fäusten (ein Erkennungszeichen für Figuren aus dieser Serie) eine noch provokantere Haltung eingenommen wird.

4832236236_f7e2ebe2a0_o

Wie unterschiedlich Signale durch die Körperhaltung interpretiert werden können, zeigt ein Artikel mit dem Titel „Körpersprache: so (miss)interpretieren Sie.“ (Online-Artikel: Alles über Interviews).

Artikel: Körpersprache deuten

Aber ich bin mir sicher, dass bei der Konzeption der Serie „Body Gossip“ von Rootstein, die Designer ganz bewusst die Modelle gewisse Haltungen haben einnehmen lassen, um bei den Kundinnen die Assoziation zu Stärke, Willenskraft, Dominanz, Selbstsicherheit, Stolz, Souveränität und weitere Eigenschaften zu erzeugen, um deren Unabhängigkeit als suggestiven Nährboden für die aufkeimende Emanzipation vor Augen zu führen. Damit wurden sicher auch deren positiven Entwicklungsprozesse unterstützt, wie sie auf dem Weg zu einer Gleichberechtigung von Mann und Frau unbedingt nötig sind, worin auch ein unabdingbares Selbstbewusstsein raumgebend für ein Selbstverständnis sein darf, in dem Unterdrückung in aller Hinsicht kein Platz mehr hat. Doch mit der Kampfansage an die Männerwelt vor vierzig Jahren, ging die Idee einher, im Konkurrenzverhalten jener Gleichstellungsproblematik zu begegnen. D.h. man bediente sich maskuliner Tugenden von offensiven Handlungsweisen, wozu auch beim männlichen Geschlecht, durch die Evolutionsgeschichte, ein potentiell aggressiveres Auftreten gehört, das sich die Frauen in den Fokus ihres Strebens nach Selbstbestimmung auf die Fahnen schrieben. Ob nun mit diesem Vorgehen die erklärten Ziele erreicht wurden, wage ich zu bezweifeln, denn: „Gleichberechtigung und weibliche Emanzipation können doch nicht daraus bestehen, dass wir das weibliche Prinzip — die polaren Eigenschaften, die man dem Weiblichen zuordnen kann — einfach abschalten, verleugnen, verdrängen, vergessen und verunglimpfen, …. Alle Menschen vereinen alle Facetten in sich, und sie dürfen sie leben. Die Wiederentdeckung der weiblichen Kraft in Frau und Mann versöhnt die Geschlechter. Ohne sie ist ein Frieden in der Welt nicht möglich.“

Quelle: Rubikon: „Die falsche Emanzipation“

Indem die Frauen versuchen die „besseren Männer“ zu sein, verlieren sie den Kampf gegen sich selbst. „Das Frausein ist etwas Wunderbares und zutiefst Kraftvolles – auf seine eigene Art. Es steht auf der gleichen Ebene wie das Mannsein. Eine innere Veränderung, der immer eine Veränderung im Außen folgt, ist das Wahrnehmen und die Selbsterlaubnis, das eigene, vollständige weibliche und männliche Prinzip zu leben.“

Natürlich ist die Gleichberechtigung heute viel fortgeschrittener wie damals. Dennoch sollte es einen kritischen Blick zulassen, vor allem angesichts des in diesem Blog immer wieder gestellten Themas sich zu fragen, welche Aufgabe Schaufensterfiguren in Bezug auf ihre Botschaft an unser Konsumverhalten besassen und darüber hinaus, welchen Einfluss nahmen sie auf unser Unterbewusstsein, in dem Samen von Ideen und Idealen gepflanzt und gesetzt wurden, die weitreichende kulturhistorische Entwicklungen nach sich zogen. Mannequins sind immer ein Spiegel ihrer Epoche und geben einen Zeitgeist ihres industrialisierten Umfeldes wider. Ich glaube den Wandel, vom Frauenbild des bis Ende der 70er-Jahre allgemein in der Gesellschaft geltenden „schwachen Geschlechts“ im Wunsch zum unabhängigen und selbst bestimmten, weiblichen Wesen, in den Figuren von Adel Rootstein in der Serie „Body Gossip“ erkennen zu können, weshalb sie für mich gesehen ein Zeitdokument darstellen. Schon Chanell’s offensive, provokative Haltung in beiden sitzenden Posen (X08 und X09) finde ich beachtenswert!

4832236236_f7e2ebe2a0_o

4832236684_54538a1c21_o

Consultingfirmen raten dringend davon ab, bei Bewerbungsgesprächen, oder Versuchen in einem Gespräch mit dem Vorgesetzten mehr Lohn zu erwirken, solche, oder ähnliche Körperhaltungen einzunehmen, wie Chanell (besonders in den sitzenden Positionen), da das fordernde Signal auf Ablehnung stossen könnte.

cvk_Consulting_Körpersprache (Sitzposition rechts oben in der Grafik)

Die X04 (Chanell) im Goldkleid, mit langen, blonden Haaren von „frauenzimmer1409“ ist aus meiner Sicht die bisher schönste Figur mit dieser Seriennummer (Bild unten).

Chanell X04-04.jpg

Chanell X04-06.jpg

eBay: Adel Rootstein, „Body Gossip“ Nr. X04

Ein Mannequinhändler aus Holland besitzt eine etwas angeschlagene Chanell, „Body Gossip“, X09 (Bild unten):

33282187158_90609b5f19_o.jpg

flickr, etelagenpoppenhuis.nl, Rootstein, „Body Gossip“, Chanell, X09

Dieser Sammler (Bild unten) besitzt auch eine X09. Mit schwarzen Lackstiefeln und in schwarzem Leder gekleidet mit Peitsche und ernster Miene, sieht die Chanell – trotz dem Ohrensessel mit Blumenmuster und Teddybär – ziemlich fordernd aus. Die sagt, wo’s lang geht, denke ich ;-).

Schau ein fenster Chanell X09.jpg

Schau-ein-fenster, Preusse1, Rootstein, „Body Gossip“, Chanell, X09 (bis „Chanel“ scrollen)

 

 

Kim Harris von der Serie „Body Gossip“ mit den Nummern X02 und X03, des Herstellers Adel Rootstein

Die Schauspielerin Kim Harris spielte in einer Nebenrolle bei der Sitcom „Friends“ an der Seite von Jennifer Aniston einige Mal mit. Das reichte zwar nicht für einen „Oscar“-Preis, aber für eine Anfrage von Adel Rootstein Modell zustehen, um als Schaufensterpuppe in der Serie „Body Gossip“ als Merchandisingprodukt zu dienen. Im Werbetext heisst es:

Es ist „eine Kollektion, dessen Körpersprache durch lange, dünne Linien, und schlanke, sinnliche Formen, selbstsicher, selbstbewusst, bestimmt und körperbetont ist.“

Katalogseiten „Body Gossip“-Serie von Rootstein und Sam Curtis X12

Kim Harris gibt es in zwei verschiedenen Posen: X02 mit dem rechten Arm angewinkelt nach oben und X03 mit dem rechten Arm angewinkelt nach unten, die Faust in der Taille gestützt, bei der X02 berührt sie seitlich das Kinn:

4831626077_a68ab3d9b2_o

4832236236_f7e2ebe2a0_o

flickr Katalogbilder Philip Porter

Rootstein Gossip Girls, Kim03, Kim10
Adel Rootstein „Body Gossip“, Kim Harris, Nr. X02 und X03 nebeneinander..

flickr Eric Z, Rootstein, „Body Gossip“, X02 und X03, Kim Harris

Nun ein paar Beispiele von Kim Harris bei diversen Sammlern:

Kim Harris 01 (Ivan).jpg

flickr, Ivan, Kim Harris

Rootstein Kim Harris_10 (james@studio136).jpg

flickr, James@studio136, Kim Harris

46793298584_7395cec6f8_o.jpg

32574732157_a2aa2de501_o.jpg

flickr, Doll’s Village, Kim Harris

5033074833_98f39297ca_o.jpg

5033074823_65175f8bea_o.jpg

flickr, Preusse1, Rootstein, Kim Harris

Und David (Dash-n-dazzle) in den USA wieder mit einer atemberaubenden Version von Kim Harris (X03), komplett restauriert und mit Glasaugen versehen (links Original, vor der Verwandlung; rechts nach dem sog. „Make-over“). Einfach hinreissend!

3446478510_9d6c94480b_o.jpg

flickr, dashndazzle, Kim Harris (Make-over)

20200214_121635.jpg

Meine Kim (X03) steht neben dem Eingang und macht Besucher unmissverständlich darauf aufmerksam, wenn sie eintreten: „Bitte, keine Bilder machen!“ Sinnigerweise ist das Leibchen mit der goldenen Aufschrift halb transparent. Aber es wirkt!

Diese Kim Harris bekommt einmal eine neue Perücke, frische Wimpern und bei einem künftigen Fotoshooting ein neues Outfit. Schwarzes Leder, strenge Brille, oder doch irgend ein elegantes Abendkleid?

Verschmitzt lächelndes Mannequin von der Firma Figuren_Jung mit der Nummer SX 24 / SY 24

Ein winziges Inserat erregte meine Aufmerksamkeit. Durch die komplett unscharfen Handybilder der Anbieterin konnte ich kaum erkennen, um welches Mannequin es sich handeln könnte und sich ein Interesse lohnen würde. Das verschmitzt lachende Gesicht gefiel mir doch sehr gut. Ich nahm Kontakt mit der Verkäuferin auf, worauf sie mir weitere Bilder per Smartphone schickte. Anhand der besonderen Schulterkupplung, war mir schnell klar, dass es eine Schaufensterpuppe von Figuren_Jung sein müsste. Auch dieses lachende Gesicht, mit den schmalen Lippen und den sichtbaren Zähnen, waren für mich zweifelsfreie Indizien an eine Jung Figur zu denken. Doch der Preis war zu hoch, die Arme waren falsch, der Weg zur Abholung war ziemlich weit…. Ich schwankte. Doch die Preisverhandlungen verliefen gut, dieses schöne Lachen ging mir nicht mehr aus dem Kopf und ich beruhigte mich in dem Gedanken, ich würde eines Tages einmal die richtigen Arme für die Dame finden; wusste ich ja bereits, dass die Kupplung an der Schulter kreisrund ist und serienübergreifend kompatibel zu allen Armen jener Epoche vom Hersteller Figuren_Jung. Ich fuhr an die Windgfällstrasse im Südschwarzwald, wo nur rd. 200 Meter vom Haus entfernt noch verwüstete Waldgebiete vom Tornado von 2015 zu sehen waren und kaufte die Puppe: eine Jung Figur mit der Nummer SX 24 / SY 24 (links am oberen Gesässrand gestanzt). Im Sommer 2019 könnte ich günstig einige z.T. defekte Schaufensterpuppen ankaufen, bei denen auch Jung-Figuren dabei waren. Von einem dieser Mannequins erhielt meine Lachende zwei passgenaue Arme, in der selben Farbabstimmung, mit den Nummern SZ 16 (links) und SZ 53 (rechts).. Nun ist sie endlich komplett!

20190813_180938
Lächelndes Mannequin von Figuren_Jung mit der Seriennummer SX 24.

Mir ist bisher nicht bekannt, dass ausser Sergej (Serge O. in Moskau / Russland) und ich, jemand eine solche Figur mit der Seriennummer SX 24 besitzt. Sie ist aussergewöhnlich und selten; in der restaurierten Version weltweit ein Unikat.

Jung Figuren 001 (Serge O)
Sergej (Serge O.) in Russland hat seine Jung-Figur mit der Nummer SX 24 komplett restauriert (Make-over).

flickr, Serge O. _ Kyoya / Jung-Figuren _ Lachende

„Gorgeous face .. You are very gifted ..“ schrieb ein Sammler auf flickr.

 

Sitzendes Mannequin von der Firma Kyoya (Vertrieb Deutschland: Figuren_Jung) mit den Seriennummern SX 39 / SY 39

ACHTUNG: Der folgende Text wird zeitnah dem aktuellen Wissensstand des Autors angepasst, der damals beim Erstellen des Textes vom Hersteller namens „Figuren Jung“ ausging, aufgrund mangelnder Informationen im Internet. Ich darf inzwischen davon ausgehen, dass es sich bei diesem Mannequin um den Hersteller „Kyoya“ (Japan) handelt, dessen Figuren über den Vertrieb „Jung“ in Deutschland verkauft wurden.

Bisheriger Text (wird geändert):

Herbert Jung hiess die Firma in Nürnberg, welche bereits in den Nachkriegsjahren vor allem funktionelle Schaufensterfiguren mit z.B. mehrgelenkigen Armen herstellte. Nach meinem Wissensstand produzierte diese Manufaktur noch bis in die 90er-Jahre eine Reihe von Mannequinserien, die aber in China gefertigt wurden. Da es darüber kaum mehr Informationen gibt, gehe ich einmal davon aus, es handle sich später um die selbe Firma Figuren_Jung im bayrischen Fürth (s. Foto). Leider sind die Aufkleber mit den silbernen Labels bei den meisten Figuren abgefallen – hier noch ein Beispiel:

Jung Label

In meinen hier publizierten Artikeln spreche ich meist von der Firma „Jung Figuren“, im Gegensatz zu einigen, wenigen Sammlern, welche sich überhaupt noch für diesen Hersteller interessieren. Man möge mir verzeihen; mir liegt meine Version besser, da der Ausdruck Figuren_Jung-Mannequins, oder -Figuren eher zur Verwirrung beiträgt.

Eine der schönsten Mannequins von Figuren_Jung ist die sich mit beiden Armen das Knie haltende, entspannt sitzende SX 39. Diese Seriennummer ist oberhalb des unteren Randes vom Torso, auf der rechten Seite, auf Hüfthöhe eingestanzt und beim Oberrand des Beinelements findet man die Seriennummer SY 39 eingestanzt. Dies ist bei Jung so üblich: „X“ steht für Torso, „Y“ für Beine; die Zahl ist entscheidend bei der Kontrolle, ob alle Teile original sind. Obwohl die Arme original zu dieser Schaufensterpuppe gehören, weisen sie die Seriennummern SZ 85 und SZ 86 (links und rechts) auf, was kein Fehler ist.

Vor über 10 Jahren stiess ich auf die Webseite einer Sammlerin (my best mannequin) und war von dieser Figur sofort hingerissen. Dieser Blick, diese Augen, die Haltung; traumhaft auch das ovale, liebliche Gesicht, toll gestylt! Natürlich geriet sie sofort auf meine Wunschliste. Ich wollte exakt dieselbe Schaufensterfigur in meiner Sammlung haben, dachte ich mir.

02 Jung Fig. sitzende (my best mannequin)
Relaxt sitzt diese junge Frau in einem Lehnsessel im sonnigen Garten. Mit dem entspannten Lächeln strahlt sie Frieden aus, in idyllischer Umgebung. Figuren_Jung SX39

4184728372_c9af82934f_o.jpg

flick „My best mannequin“

Etwa ein, zwei Jahre später entdeckte ich sie bei Jeanette, einer Sammlerkollegin, auf ihrem Internet-Blog und die „alte Liebe“ flammte sofort wieder auf: unbedingt musste ich eine solche Figur haben! Doch sie ist so selten, dass man sie kaum findet.

Jung-Figur sitzend_01 (Jeanette)
Sitzende Figuren_Jung Figur miit der Nr. SX 39 bei Jeanette Wonneberger

beauty schaufensterpuppen_figuren jung, Seite 2

Dann entdeckte ich sie plötzlich Jahre später in einem kleinen Inserat und kaufte sie der netten Dame aus dem Emmental (Bern) gleich ab. Seither sitzt sie auf einem weissen Sofa in bester Gesellschaft neben Dianne de Witt (Rootstein) und Grace (New John Nissen / Schläppi), frisch geputzt und gestylt und wartet auf den nächsten Fototermin, welchen ich mit ihr ganz sicher bei Gelegenheit einmal in einem Studio, oder draussen machen werde!

20190921_202557.jpg

20190726_154917.jpg

20190726_154447.jpg

Grace, Dianne de Witt und die Jung-Figur SX 39 als Sitzgrüppchen vor dem Cheminée….

Dieser Beitrag wurde komplett am 08.04.2020 überarbeitet….

„Victoria“ von Adel Rootstein aus der Serie „Body Gossip“ mit der Nummer X11

Victoria ist eine der sechs Frauen, die bei Adel Rootstein für die Serie „Body Gossip“ Modell gestanden sind. Die Serie umfasst insgesamt 12 Figuren. Unter folgendem Link können die Informationen zur gesamten Gruppe angesehen werden, sowie die Katalogseiten, mit den Bildern aus der Epoche Ende 70er-, anfangs 80er-Jahre.

Rootstein-Katalog „Body Gossip“ und Sam Curtis X12

Auf der letzten Katalogseite werden zur dieser Kollektion einige Erklärungen abgegeben. Hier ein Auszug: es sei „eine Kollektion, dessen Körpersprache durch…. schlanke, sinnliche Formen, selbstsicher, selbstbewusst, bestimmt und körperbetont ist.“

Victoria gibt es in zwei verschiedenen Posen, mit den Nummern X10 und X11. In einem separaten Beitrag (auch mit eigenen Bildern) ist die X10 behandelt:

Blogbeitrag: „Victoria“ von Rootstein mit der Nummer X10

In der zweiten Stellung hat Victoria den linken Arm ausgestreckt und den rechten Arm angewinkelt, mit der geschlossenen Faust in die Taille gestützt. Die linke Hand neigt sich bei der Seriennummer X11 nach unten (siehe Bild):

Victoria X11 (hand unten)
Victoria von Adel Rootstein, aus der Serie „Body Gossip“, mit der Nummer X11 (Hand unten).

Zum Vergleich: bei der Seriennummer X01 ist die linke Hand nach oben angewinkelt und beim näheren Hinsehen, erkennt man auch etwas andere Gesichtszüge. Der ganze Ausdruck in der sehr selbstbewussten Haltung bleibt derselbe. Es handelt sich da um das Mannequin Chanell.

Chanell X01 (Hand oben)
Chanell von Adel Rootstein aus der Serie „Body Gossip“ mit der Nummer X01 (Hand nach oben gestreckt; ansonsten dieselbe Haltung wie X11.

IMG_2838_600x.jpg

Diese Victoria X11 mit Po-Dorn (die Haltestange reicht von der Standplatte hinauf bis zum Gesäss), ist derzeit beim bekannten Mannequinsammler in den USA „Mannequin-Madness“ zum Verkauf ausgeschrieben (für satte $ 470.-! – aber in Amerika sind die Preise massiv höher als hier…)

Victoria von Adel Rootstein, Nr. X11 bei „mannequin madness“ in den USA

Sie steht hier (Foto unten) links neben einer zweiten Victoria X11 (sieht man an beiden Schulterstellungen), die aber falsche Arme hat (die komisch abstehen…)

IMG_2977_600x.jpg

Durch ihren ausgestreckten Arm ist schon angezeigt, dass Victoria X11 wenn möglich, wie auf diesem Bild in einem Rootstein-Showroom, nicht alleine, sondern mit anderen Kolleginnen eine Gruppe bildet (Link z.Z. nicht verfügbar), wo sie auch eine andere Schulter zum aufstützen findet. Links Kim Harris…

37827607_218174178845119_5265390391749771264_n.jpg

20200216_120259
Victoria von Adel Rootstein, aus der Serie „Body Gossip“ mit der Nummer X11 – komplett und vollständig, mit allen Originalteilen und in einem guten Zustand!)

20200216_120150.jpg

Dieser Beitrag wird bei Gelegenheit noch vervollständigt und ergänzt….

27.03.2024 Aufgrund eines Hinweises eines Sammlers, habe ich einen Link mit Textteil wegen eines Fehlers gelöscht.

xx