„Modeschaufensterpuppen fast echt.“ Asbury Park Sunday Press, Artikel vom 23. September 1973

„Fashion’s Mannequins Nearly Real“ titelte die Zeitung Asbury Park Sunday Press ihren Artikel über Schaufensterpuppen, den sie am 23. September 1973, also vor fast 50 Jahren, veröffentlichte.

https://www.newspapers.com/newspage/143749993/

Was geschah am 23. September 1973? Vier Tage vorher, am 19.09.1973 wurde Henry Kissinger neuer Aussenminister der USA. Am 18.09.1973 hatte die UNO Deutschland und die DDR in die Staatengemeinschaft aufgenommen. Einer der fantastischsten Poeten und Buchautoren des Jahrhunderts, Pablo Neruda, stirbt am 23. September 1973. 

https://www.was-war-wann.de/1900/1970/september-1973.html

Ich war noch zu jung, um Pablo Neruda zu lesen. Doch ich höre noch heute die Worte meiner älteren Schwester, in denen Buchautoren wie Carlos Castaneda und eben Pablo Neruda genannt wurden. Es war die Zeit der Kommunen und der Hippies. Die „Make Love, Not War“-Bewegung war noch nicht abgeebbt. Einer dieser Neruda-Zitate lautet: „Liebe wird nicht gesehen, sie wird gefühlt und noch mehr, wenn sie neben dir ist.“ „Ich liebe dich nicht, als wärst du eine Rose aus Salz, Topas oder ein Pfeil aus Nelken, die Feuer verbreiten. Ich liebe dich, weil bestimmte dunkle Dinge heimlich zwischen dem Schatten und der Seele geliebt werden sollen.“

https://www.recursosdeautoayuda.com/de/frases-de-pablo-neruda/

Als ich den erwähnten Artikel über Mannequins im Internet am 02. November 2021 entdeckte, stach mir zuerst das grosse Bild links in die Augen:

Artikel „Fashions Mannequins nearly real“

Ich musste nicht lange überlegen, welche Figur das sein könnte, da ich sie bereits seit Jahren selber besitze und mich eingehend mit dieser seltenen Serie „On the seaways“ von Hindsgaul auseinandergesetzt habe. Es ist die Nummer 8008, die ich in einem Blogartikel am 04. März 2018 bereits beschrieben hatte:

Artikel über die Figur Hindsgaul „On the seaways“ 8008

Seit wenigen Wochen besitze ich sogar höher aufgelöste Bilder aus dem Katalog von Hindsgaul „On the seaways“. Hier ist sie in Farbe:

Hindsgaul „On the seaways“ Nummer 8008
Bild im Originalkatalog von Hindsgaul, von der Figur 8008

Na ja, über Frisuren, Kleider und Brille lässt sich bekanntlich streiten…. Aber diese Clogs sind (wie ich gestern im Fernsehen gesehen habe) zur Zeit der absolute Modehit; Retro, Vintage. Die 70er Jahre sind absolut angesagt! Wer traut sich zuerst grüne Strümpfe zu einem hellblauen Kleid zu tragen :-D!

Zu Beginn des Artikels ist zunächst von „Ella“ die Rede, von einem Mannequin, einer fiktiven Heldin in einer Kurzgeschichte aus den 1940er-Jahren, von John Colliers „Evening Primrose“. Ein Kunde sehnte sich so sehr nach „Ella“, dass er sich nach Feierabend im Bracy’s Grand Emporium-Geschäft einschliessen liess, wobei in der Fantasie diese Schaufensterfigur zum Leben erweckt wurde. Mit dem Hollywood-Film „Mannequin“ wird diese Thematik 1987 wieder in einer Fantasy-Komödie cineastisch verarbeitet. 

Die Schaufensterpuppen sähen immer mehr wie echte Menschen aus, heisst es weiter im Artikel weiter oben und umso weniger würde es erstaunen, wenn eine so wie in der Fiktion mit „Ella“ plötzlich lebendig würde. „The latest models from Europe, manufactured by Hindsgaul, a Danish firm, are images of swinging contemporaries, worlds away from the rigid, haughty dummies of yesterday. AS PICTURED in the Hindsgaul catalogs girl mannequins invade the captain’s quarters on a cruise ship, and in action -poses they live it up in the company of sideburned, mustachioed men mannequins in murky nightspots.“ Die gerade aktuellen Modelle aus Europa, vom dänischen Hersteller Hindsgaul, seien zeitgenössische Bilder von Mädchenfiguren in Actionposen, die gerade auf einem Kreuzfahrtschiff in die Kabinen des Kapitäns eindringen. Sie werden in Gesellschaft von Männern mit Schnurrbart und Koteletten in düsteren Nachtlokalen auf Katalogbildern von Hindsgaul gezeigt, heisst es da weiter und aus der Formulierung wird nicht ganz deutlich, ob diese „düsteren Nachtlokale“ mit Männern mit Koteletten mit Bewunderung, oder gar etwas abwertend beschrieben werden.  Da vielleicht aus letzteren Gründen auf die Abbildung einer solchen „murky“ Szene verzichtet wurde, hole ich dies hier gerne nach:

Hindsgaul „On they seaways“ Nummer 8015 au sdem Jahr 1972. Sie sitzt in einem „düsteren Nachtlokal“, wie es in der Zeitung von 1973 heisst.
Einer der ersten Artikel in meinem Blog verfasste ich am 03. März 2018 über die an einer Bar sitzende Hindsgaul „On the seaways“ mit der Nummer 8015, die ich 2017 erwerben konnte.

Weil ich dieses sitzende Mannequin an der Bar von Hindsgaul mit der Nummer 8015 so toll finde, habe ich sie im April 2018 – also einen Monat nach dem ersten Artikel über sie auf meinem Blog – gefragt: „Willst Du eine Bar, wo Du bequem sitzen und Dich mit mir unterhalten kannst?“ Sie lächelte und sagte in ihrer etwas mondänen Art: „Ja natürlich! Kauf‘ mir eine Bar.“ Und ich ging in ein Brockenhaus (Gebrauchtwarenladen) und kaufte ihr eine Bar, die drei Männer die Treppen hinaufschleppten… Sie hatten aber keine Koteletten…;-) 

Meine sitzende Hindsgaul „On the seaways“ mit der nummer 8015 bekam nach dem Umzug in die neue Wohnung im April 2018 eine Bar, wie sie sich es gewünscht hatte….

Zwischen diesen Hindsgaul-Figuren und den starren, hochmütigen Dummies von gestern“ würden gar Welten liegen, grosse Unterschiede erkennbar sein, liest man in einem Abschnitt (Zitat oben orange markiert) im Artikel von 1973. Henry Calahan aber, der für die Dekoration zuständige Vizepräsident von Saks an der Fifth Avenue in New York, bevorzugt aber einen damenhaften Realismus von amerikanischen Herstellern wie Mary Brosnan, D.G. Williams, Wolf & Vine und Greneker. Der Hindsgaul-Typus sei zu weit entfernt von jenem Luxussegment, welches seine Kunden erwarten, wird er diesbezüglich zitiert. Die Botschaft sei anders. Doch dann ist von der Frau (Adel) Rootstein die Rede, die in den 60er-Jahren für Aufsehen gesorgt habe, indem sie ultrarealistische Mannequins von lebenden Menschen als Doppelgängerinnen produziert habe, wie zum Beispiel „Twiggy“, oder Laurie Newton Sharp (Harrod’s executive). Von Adel Rootstein besitze ich auch „Lady Caroline Percy“ aus der Serie „Aristocrats“ aus dem Jahr 1968 – diese Serie ist im Artikel auch genannt (Beitrag in meinem Blog, s. Link):

Artikel über Lady Caroline Percy von Rootstein

Die eigentliche Aufgabe von Schaufensterpuppen sei, so Mary Brosnan, Kleider für den Verkauf zu präsentieren und nicht zu entertainen. „Too wildlooking a pose and hairdo will sell the mannequin, not the fashions.“…. Als Sammler alter Schaufensterfiguren sehe ich dies natürlich aus einer etwas anderen Sicht. Im Bild unten sind zwei Hinsdgaul-Figuren aus dem Jahr 1972 abgebildet, die mit ihren Posen ihre aussergewöhnliche Individualität zeigen, aber auch ein Stück Zeitgeschichte darstellen, weil sie ein Lebensgefühl anfangs der 70er-Jahren repräsentieren und wenn ich sie betrachte in meiner Erinnerung aufleben lässt. 

Hindsgaul „On the seaways“ Nummer 8010 (rechts) aus dem Jahr 1972 und links aus dem selben Jahr eine „Twenty2“ auch von Hindsgaul.

Die lachende Hindsgaul-Figur aus der Serie „On the seaways“ mit der Nummer 8010 (rechts) ist im Originalkatalog ebenfalls wie die 8015 in einem „düsteren“ („murky“) Nachtlokal abgebildet. 

Die Hindsgaul-Figur Nummer 8010 aus der Serie „On the seaways“ von 1973 ist im Originalkatalog lachend und fröhlich auf einer Tanzfläche abgebildet. Einfach toll!!!

Meine ebenfalls lachende Hindsgaul aus der Serie „Twenty2“ mit der Nummer 7109 gesellt sich hinzu und wurde diese Woche auch zum „Bunny of the week“ gekürt.

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